GenussSpechte on Tour beim Weingut Eva Vollmer (HWG)
Weinproben als Saalveranstaltung sind schön, aber noch interessanter ist es, die Winzerinnen und Winzer an ihrer Wirkungsstätte zu besuchen. Zu diesem Zweck machte sich eine Gruppe von GenussSpechten und Gästen am vergangenen Samstag auf den weiten Weg nach: Mainz Ebersheim.
Gefühlt eine Weltreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und drei Umstiegen, die, allen Befürchtungen der ÖPNV-Geplagten zum Trotz, reibungslos funktionierte.
Zukunftsweine lautete das Thema, das Weingut Eva Vollmer das Ziel der Reise.
Die Winzerin empfing die Teilnehmenden auf der Terrasse und nach einer kurzen Vorstellung gab es den ersten Wein, einen Rotling namens „Botenstoff“ aus den Rebsorten Cabertin und Souvignier Gris. Ein Rotling hat die Besonderheit, aus weißen und roten Trauben zu bestehen, die zusammen gekeltert werden. Und wem diese Rebsorten unbekannt vorkommen: es handelt sich um Neuzüchtungen, pilzwiderstandsfähige Sorten, so genannte PiWis.
Womit man beim Thema Zukunftsweine angelangt wäre.
Es ist nicht zu leugnen, der Klimawandel und das immer unberechenbarer werdende Wetter macht den Winzerinnen und Winzern zu schaffen. Starkregenereignisse wechseln sich mit Phasen extremer Trockenheit ab. Feuchtwarme Tage begünstigen Schädlinge wie echten und falschen Mehltau. Mit neuen Züchtungen gelingt es, Resistenzen aus Wildreben und den vollen Geschmack der Kulturreben zu kombinieren. Das bedeutet konkret, das bis zu 80% weniger Pflanzenschutzmittel benötigt werden und CO2 eingespart wird.
So weit so gut. Ein Problem hierbei ist jedoch, dass diese Rebsorten bei vielen Verbrauchern noch unbekannt sind und so, besonders im Laden und ohne Beratung der Winzerschaft, eher zu den vertrauten Rebsorten gegriffen wird.
Die Bewegung „Zukunftsweine“, die Eva Vollmer mitgegründet hat, möchte dies ändern und die Weine bekannter machen. Dazu gehören ein einheitliches Logo und gemeinsame Veranstaltungen.
Nach dem Rotling ging es weiter mit einem Souvignier Gris und in die Kelterhalle zu den beiden Tonneau-Fässern, in denen der Souvignier Gris Tx reift, der als nächstes, begleitet von einem Spundekäs‘ mit ofenwarmer Brezel, zur Verkostung kam. Dieser Wein ist kraftvoll und ausdrucksstark, und gut als Essensbegleiter geeignet.
Dem schloss sich der „Wendehammer“ an, ein Cuvée aus den 3 PiWis Cabernet Blanc, Hibernal und Sauvignac, ein herrlich fruchtiger, animierender Wein.
Als Verdauungsspaziergang begab sich die Gruppe anschließend in einen Versuchswein“berg“ direkt vor dem Haus zur Verkostung einer sehr trockenen Scheurebe, einer traditionellen Rebsorte. Mit diesem Wein ist Eva Vollmar seinerzeit schlagartig bekannt geworden, hatte man die „Scheu“ früher doch eher in ihrer süßen Variante gekannt.
Als letztes stieg man in den Fasskeller hinab zu einem Riesling Tonmergel feinherb, altbekannte Rebsorte, und zum Abschluss den Zukunftswein „Rebritter“, ein Cuvée aus den roten Sorten Cabertin und Pinotin.
Die komplette Liste der probierten Weine gibt es hier.
Damit war der offizielle Teil der Weinprobe zu Ende und die Teilnehmenden dankten mit einem Applaus, so weit das mit einem Glas in der Hand möglich ist. Hendrik Ruitenberg, Vorstand der GenussSpechte, überreichte ein Mitbringsel zum Genießen, einen Souvignier Gris aus einer anderen Weinregion Deutschlands sowie einen Wein aus den Niederlanden.
Inzwischen war die öffentliche Veranstaltung „Picknick mit Zukunftsweinen“ in vollem Gang. Im Garten, in der Vinothek und im Hof konnte man, neben den hauseigenen, weitere Weine anderer Mitglieder der Bewegung sowie leckeres Essen genießen. Davon machten die Ausflügler reichlich Gebrauch und auch das Wetter spielte mit, es gab nur einen winzigen Schluck Regentropfen zwischendurch.