Kleine Radtour nach Kostheim

Ursprünglich hatten wir geplant, mit den Rädern nach Kostheim zu fahren, an ein bis zwei Stellen im Weinberg Weine vom Weingut Schilling zu probieren – mit kleinem Vortrag des Winzers – anschließend im Weingut eine Weinprobe mit Vesperteller zu genießen und den Abend im Bacchus-Speicher ausklingen zu lassen. Leider hatten wir dafür zu wenig Anmeldungen. Wir mussten dennoch nicht komplett auf den Ausflug verzichten: Das Offene Wohnzimmer Kostheim hatte eine ähnliche Veranstaltung geplant: Sie wollten eine Wanderung machen, an zwei verschiedenen Treffpunkten Schilling-Wein probieren und ebenfalls im Bacchus-Speicher zum gemütlichen Teil übergehen. Was lag näher, als dass wir an diese Veranstaltung anknüpften, mit den Rädern anstatt zu Fuß?

Nun war es an dem Tag allerdings extrem heiß.

Aus den zwei Probenpunkten mit längerem Wanderweg wurde einer, mit Sitzbänken im Schatten, kühlem Wein und Brezel und interessanten Details über Weingut und Machart, vorgetragen von Ernst-Peter Schilling.

Nach dem Genuss eines Weissen Burgunder aus 2023 und einem vollmundigen Classic aus 2022 und viel Wasser gestärkt endete dieser sehr informative und genussvolle Teil des Nachmittags.

Die Wandergruppe begab sich die offenbar auf ziemlich direktem Weg zu Antonie und Andreas vom Weingut Bacchus Speicher, trafen sie doch kurz nach uns dort ein. Wir hatten darauf verzichtet, mit den Rädern noch eine Runde zu drehen und uns lieber schnell einen Schattenplatz in dem kleinen Wäldchen um den Speicher gesucht. Kaum saßen wir, standen die ersten Wein- und Wasserflaschen auf dem Tisch und in regelmäßigen Abständen sprang jemand auf und besorgte Nachschub. Gefühlt leerten wir pro Weinflasche mindestens 3-4 Wasserflaschen, und dass, obwohl wir – bis auf zwei Ausnahmen, aus Hattersheim und sogar Rodgau mit dem Rad gekommen (!!) kaum 3 Kilometer zurückgelegt hatten.

Zu viel Sport ist bei solch hochsommerlichen Temperaturen gar nicht gesund. Im Schatten war es allerdings herrlich und nachdem wir uns durch die Weine und die Speisekarte probiert hatten, gegen Abend, traten wir wieder den Heimweg an. Abteilung Hattersheim und Rodgau verabschiedeten sich von Abteilung Hochheim. Wir kamen ja am Weinprobierstand vorbei. Ganz zufällig. Grundsätzlich weigern sich Hochheimer Fahrräder bekanntlich, daran vorbeizufahren, so dass auch hier noch einige Wein- und viele Wasserflaschen zu einem gemütlichen Ausklang beitrugen Wir genossen Weine vom Weingut Rebenhof und die tollen Speisen vom Bootshaus Flörsheim und irgendwann wurde auch die Temperatur erträglich.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wir werden in jedem Fall einen neuen Termin ansetzen für eine Weinprobe mit Ernst-Peter und Bettina im Weingut Schilling. Vielleicht nicht gerade im Hochsommer …

Wir wollen weiterhin Euch das Weingut Schilling näher bringem. Da passt es gut, dass das Weingut Schilling im Dezember 2025 eine öffentlich buchbare Probe anbietet:
Weinprobe „Birne“ am Sonntag 14.12. im Weingut Schilling in Kostheim
Dieses Jahr steht die Birne in Mittelpunkt. 
Was wohl kaum einer weiß, sie gehört zur Pflanzengattung, die zu den Kernobstgewächsen in der Familie der Rosengewächse gehört.
Schauen, wir mal, wie diese leckere Frucht uns im herzhaften oder süßen Zustand verzaubern kann.
Beginn 19:00 Uhr. Sekt zur Begrüßung mit einem mehrgängigen Menü, umrahmt von einer Weinprobe mit 4 Weinen.
Die Weinprobe ist so beliebt, dass die Termine am 5. und 7.12. bereits ausgebucht sind. Der 14.12. ist ein Zusatztermin, der uns auf Anfrage genannt wurde.

Wer Interesse hat meldet sich bitte per Email bis Samstag 5.7. an unter email(at)genussspechte.de

Wein, Wild und Gaumenfreuden

GenussSpechte lassen das Jahr ausklingen (HWG)

Wenn die Tage kürzer und kälter werden, macht man es sich gerne drinnen bei einem guten Glas Wein gemütlich. Auch das Bedürfnis nach leichten und kalten Gerichten geht spürbar zurück. Bei den GenussSpechten ist der Name Programm und schon im zweiten Jahr der jungen Vereinsgeschichte hat sich eine schöne und beliebte Tradition etabliert: Das ereignisreiche Proben- und Ausflugsjahr mit einer besonders genussvollen kulinarischen Weinprobe zu krönen; am 15. November war es soweit.

Die Idee zu Wein und Wild kam bereits im letzten Jahr auf und Vorstand Hendrik Ruitenberg suchte im Internet nach interessanten Quellen. Dabei stieß er auf Sommelier Hanns Fertsch vom Weinhandel Fertsch in Bad Nauheim. Dieser führt eine Vielzahl von hochinteressanten Themenweinproben durch – allerdings nur vor Ort. Er erklärte sich jedoch gerne bereit, eine Probe von mittelpreisigen bis gehobenen Weinen für die GenussSpechte zusammen zu stellen. Vorstand Hendrik Ruitenberg besorgte die Weine und, da man keine Zeit mehr zum Vorkosten hatte, bat er Herrn Fertsch darum, die beste Reihenfolge festzulegen.
Für das Catering zeichnete, wie schon im letzten Jahr, Roger Ullrich verantwortlich, der die Weinliste und genaue Beschreibungen der Weine hatte und ansonsten nur die Anweisung „Mach mal, wir lassen uns gerne überraschen“. Vorstände Jutta und Ingo Hühn dekorierten den Gemeindesaal festlich und kreativ unter Plünderung des eigenen Gartens und dank vieler helfender Hände war im Nu der Saal der evangelischen Kirche bereit für Mitglieder und Gäste.

Zum ersten Wein, einem Cabernet Sauvignon Unfiltered vom Weingut Peth Wetz aus Rheinhessen, reichte Ullrich einen Gruß aus der Küche in Form eines Crackers mit geräucherter Entenbrust.
Nach diesem Wein folgten zwei Weißweine, ein Chardonnay Unfiltered vom selben Weingut und ein Riesling Uhlen Roth Lay Großes Gewächs 2016 von Heymann-Löwenstein (Mosel). Dazu gesellte sich Feldsalat mit gewürzten Kichererbsen, roten Zwiebeln an einem Orangendressing und gratiniertem Ziegenkäse. Beide Weine passten gut, bei dem Riesling entfesselte sich regelrecht eine Geschmacksexplosion auf dem Gaumen.

Wie eine gut einstudierte Choreographie folgten den ganzen Abend lang: Ausschenken durch drei Freiwillige, Präsentation der Weingüter und Winzer an der Leinwand durch Ruitenberg, servieren der Teller und Löffelhappen durch viele Teilnehmende. Roger Ullrich ließ es sich nicht nehmen, jedes kleine Gericht und jeden Löffel zu erläutern und für die Interessierten ein wenig aus dem Nähkästchen der Zubereitung zu plaudern.
Zur Verkostung kamen vier Spätburgunder von der Ahr, aus Rheinhessen, der Pfalz und der Bourgogne (Frankreich), anschließend ein italienischer Nebbiolo aus dem Piemont, ein Cuvée aus Südafrika, ein Côte du Rhone und als Höhepunkt ein hervorragender (und etwas hochpreisiger) Shiraz aus Australien.
Dazu genossen die Teilnehmenden Steinpilzrisotto mit Speckchip, Rehrücken auf Rahmwirsing, hausgemachte Semmelknödel mit Wildragout und Dattel-Maronen Rotkraut und zum Schluss Zimtparfait mit Pflaumen im Portweinsud.

Auch beim Abräumen und Aufräumen halfen alle tatkräftig mit und neben lang anhaltendem Applaus gab es für Roger Ullrich und seine Helferin natürlich auch flüssige Blumen, ausnahmsweise nicht aus Hochheim.

Nachlese

Die zweite Genussreise unseres jungen Vereins führte uns, wie könnte es anders sein, in die Niederlande. Was wir dort erlebten, kann man auf der Homepage nachlesen. Aber Lesen ist eine trockene Angelegenheit. Was liegt näher, um schöne Erinnerungen zu wecken, als eine Weinprobe mit Fotoschau. So bekommen auch diejenigen, die nicht dabei sein konnten, einen Einblick und zugleich einen geschmacklichen Eindruck.

Da wir bei jeder Weinprobe auf unserer Genussreise in die Niederlande so leckere Häppchen serviert bekommen hatten, war uns gleich klar: wir müssen mehr anbieten als Brot und Käsewürfel!

Zum Glück sind wir kochbegeistert und darüber hinaus spontan und unkompliziert. Die Organisation der Veranstaltung lief über E-Mail und Signal-Chats und das Hin- und Herschicken von erst kürzlich im Internet entdeckten Rezepten.
Und weil unsere Vereinsmitglieder immer hilfsbereit sind, boten einige spontan an, früher zu kommen. Heike war uns in der Küche eine wertvolle Unterstützung und jeder und jede, die hereinkamen, fragten als erstes: „Was kann ich noch helfen?“
So macht Verein Spaß und daher an dieser Stelle:
DANKE an Euch alle.

Auf dem Teller hatten wir, nachempfunden der Häppchen vom Weingut Keulenhof (plus eigene Ergänzungen):

  • Kräutergouda
  • Pumpernickel mit Matjes
  • Krabben in Dillcreme auf Cracker
  • Olive und Frischkäse auf Cracker
  • Spießchen von mariniertem Schweinefleisch
  • Quiche mit grünem Spargel und Schinken
  • Spargel in Schinkenhülle mit Estragonöl

Dazu ein Schälchen mit einem herrlichen Kartoffelsalat mit Spargeln und Radieschen.

Als Dessert, zum süßen Wein, überraschte und Jutta mit einer Spargel-Panna Cotta mit Erdbeercoulis, ein absoluter Hochgenuss.

Ja, ihr habt richtig gelesen, vier Mal Spargel. Auf der Reise hatten uns alle Winzer vollmundig erklärt, wie hervorragend der gerade eingeschenkte Auxerrois zu Spargel passe. Leider bekommt man Ende August auch in den Niederlanden keinen mehr und das Ganze artete in einen Wettbewerb aus, wer fragt als erstes: „Und wo bleibt der Spargel?“

Glücklich die Teilnehmenden der Nachlese, die die Disziplin hatten, mit dem Verzehr des Spargels bis zum Auxerrois zu warten. Und ausgerechnet bei diesem Wein gab es eine Servierpanne! Die Etiketten von Apostelhoeve sind alle gleich und die Rebsorte nur mühsam zu lesen. So hatte der eine Tisch den Auxerrois, der andere den Viognier, der danach hätte ausgeschenkt werden sollen. Beim Wein danach wurde kurzerhand gewechselt.

Hendrik hatte zwei Präsentationen erstellt. Jedes Mal gab es witzige Anmerkungen aus dem Publikum, wenn er von einer zur anderen schaltete und man sein Desktopbild, die katholische Kirche von Hochheim, sah. Man wähnte sie bereits in den Niederlanden nachgebaut …

Neben den vielen Fotos zeigte Hendrik Informationen über das Weinanbauland Niederlande, die einzelnen Weingüter, die Winzerfamilien sowie Steckbriefe der verkosteten Rebsorten.

Wir probierten die folgenden Weine:

  • 2022 Parel van Elst Rosé, Wijngaard Keulenhof, Elst, BGA Gelderland, ein fruchtiger Secco (Cabernet Cortis und Muscaris)
  • 2023 Colonjes Circulé Secco Rosé, Biol. wijnhoeve De Colonjes, Groesbeek, BGA Gelderland (Pinotin)
  • 2022 Bergdorpje Rosé , Wijndomein St. Martinus, Vijlen, BGA Limburg (Cabernet Cortis, Regent, Dornfelder & etwas Cabernet Cantor)
  • 2023 LingeWit | Blanc de Noir, Betuws Wijndomein, Erichem, BGA Gelderland (Pinotin, Cabernet Cortis)
  • 2023 Colonjes Circulé Wit, Biol. wijnhoeve De Colonjes, Groesbeek, BGA Gelderland (Sauvignac, Helios, Cabernet blanc, Muscaris)
  • 2023 Mussec, Wijngaard Keulenhof, Elst, BGA Gelderland (Muscaris)
  • 2023 Schouwen-Druivenland Gris, Wijnhoeve de Kleine Schorre, Dreischor, BGA Zeeland (Grauburgunder)
  • 2023 Schouwen-Druivenland Souvignier Gris, Wijnhoeve de Kleine Schorre, Dreischor, BGA Zeeland
  • 2022 Auxerrois, Wijngaard Apostelhoeve, Maastricht, BOB Mergelland
  • 2022 Viognier, Wijngaard Apostelhoeve, Maastricht, BGA Limburg
  • 2023 Twentewijn- Solaris in nieuwe eiken Barrique gerijpt, Hof van Twente, Bentelo, BGA Overijssel (Solaris aus dem Barrique)
  • 2023 Twentewijn- Sueterie Rood, Hof van Twente, Bentelo, BGA Overijssel (Pinotin, Regent und Rondo)
  • 2023 7 zonden, Wijndomein St. Martinus, Vijlen, BGA Limburg  Cabernet Cortis, Cabernet Cantor aus den Jg. 2019, 2020 & 2021)
  • 2022 Solaris Late Oogst, Hoeve Nekum, Maastricht, BGA Limburg (Süßwein aus später Lese)

Die Stimmung war heiter bis ausgelassen und gelegentlich hatte Hendrik Schwierigkeiten, uns wieder zu disziplinieren, um seinen interessanten Vortrag weiterzuführen.

Schon während der Weinprobe hatten fleißige Hände damit begonnen, nicht mehr benötigte Teller und Bestecke abzuräumen und die erste Maschine anzuwerfen, so dass auch das Aufräumen am Ende schnell erledigt war.

Jemand äußerte den Wunsch, alle paar Jahre in die Niederlande zu fahren, um den Fortschritt der einzelnen Betriebe zu überprüfen. Keine schlechte Idee! Da ist Bruno von De Boe, der gerade erst gestartet hat, und Gilbert und Robin, die Söhne von Mathieu Hulst vom Apostelhoeve, sie sprühen vor Kreativität und Ideen, Adam aus Groesbeek und Johan aus Zeeland sind inzwischen zu Freunden geworden, da fährt man gerne wieder einmal hin.

Die Niederlande sind immer eine Reise wert.

Tagesausflug nach Essenheim zum Weingut Wagner

Manchmal fügt es sich, dass Termine dicht hintereinanderliegen, besonders, wenn sie einen langen Vorlauf haben. Das Wochenende an der Bergstraße ist gerade einmal zwei Wochen her, dennoch waren wir schon wieder auf Achse. Jutta hatte die Idee für diese Veranstaltung vor fast zwei Jahren, und auch die Organisation übernommen Bei der Planung ist man natürlich immer abhängig von den Terminkalendern der Winzer. Wenn der Winzer darüber hinaus ein gefragter Autor ist und Lesungen in der ganzen Republik anbietet, wird die Terminfindung nicht gerade leichter.

Wir trafen uns mit knapp 20 Personen und einer ausgeklügelten Logistik mit Gruppenkarten, Deutschlandticket, vorher an die Orga gemeldeten Einstiegshaltestellen im Bus 68, der sogar pünktlich war. Die Wartezeit am Hauptbahnhof Mainz konnte überbrückt werden mit 1. der Suche nach Bussteig „O“ und 2. einer Betriebsmittelzufuhr in Form von Brezeln oder Erzeugnissen der amerikanischen Systemgastronomie und verging wie im Flug.

Der Bus 654 zuckelt gemütlich durch Klein-Winternheim und Ober-Olm auf seinem Weg nach Essenheim und es ist sehr schön dort, so weit man das aus dem Busfenster erkennen kann. Ob es hier auch interessante Weingüter zu erkunden gibt?
Im Weingut Wagner angekommen, begrüßte uns Andreas Wagner mit einem trockenen Silvaner und einer Brezel zur Stärkung, bevor wir auf die Weinbergwanderung loszogen, zeitgleich übrigens mit seiner Frau und einer anderen Gruppe in die entgegengesetzte Richtung.
Andreas schleppte einen Rucksack mit Weinen und ein Klemmbrett mit Textauszügen seiner Romane.

Zunächst gab es Eckdaten zum Familienweingut: 1692 erwarben die Vorfahren erste Weinberge in Essenheim. Heute sind 30 ha im Anbau, es werden ca. 240.000 Flaschen pro Jahr erzeugt. Der Abverkauf ist zu 95% an Privatkunden, etwas Gastronomie, keine Händler. Kunden sind in ganz Deutschland verteilt, viele kommen regelmäßig aus dem näheren und weiteren Umland und laden das Auto randvoll. Früher ein Mischbetrieb, wie so viele, hat man sich inzwischen ganz dem Wein gewidmet und auf biologischen Weinbau umgestellt. Die drei Brüder haben das Weingut vor über 20 Jahren übernommen, der Vater, 82, ist allerdings noch immer sehr aktiv – sei es im Weinberg beim Ausbringen von Spritzmitteln (mit Tracking-Handy …), sei es in der Straußwirtschaft mit dem Schleppen von schwer beladenen Tabletts.
Gelesen wird von Hand und mit dem Vollernter, je nach Reifegrad, Wetter und gebotener Eile.

Der erste Haltepunkt der Wanderung auf einer beschaulichen Wiese hinter dem Haus bescherte uns eine Textstelle aus dem Roman „Hergottsacker“, nämlich der Leichenfund durch den Hund auf einem Spaziergang. Dazu erklärte Andreas, wie die Idee zu dieser Szene zustande kam. Beim Ausbau der Freitreppe der Kirche fanden Bauarbeiter einst menschliche Knochen – an einem Freitagnachmittag. Um nicht den Feierabend zu verlieren, packten sie die Erde und Knochen kurzerhand auf den Bauwagen und kippten sie auf den Erdhügel mit den anderen Erdresten vom Aushub, irgendwo zwischen den Weinbergen. Just am nächsten Montag trug es sich zu, dass eine Kitagruppe eine kleine Wanderung unternahm. Als ein kleiner Junge des Abends mit menschlichen Gebeinen auf seiner kleinen Blechtrommel herumtrommelte, kam die Sache ans Licht. Es waren indes Knochen aus dem 18. Jahrhundert. Dieses kuriose Ereignis hatte Andreas in seinem Notizbuch notiert für eine spätere Verwendung. Es ist immer interessant, wie Autoren inspiriert werden (vor allem, wenn man sich schon selbst an Belletristik versucht hat, wie Eure Chronistin).

Weiter ging es zu einer Stelle mit einem Wäldchen auf der einen Seite des Weges und einem herrlichen Ausblick auf die Weinhügel auf der anderen Seite. Ganze 2 Rebzeilen hat Familie Wagner an dieser Stelle, zu erkennen am rot eingefärbten

Stickel. Dass diese zwei Reihen biologisch sind, sah man auf den ersten Blick – sattes Grün der Blätter und auf dem Boden. Die herbizidgetränkten Reihen rechts und links sahen weniger glücklich aus. Zum Glück sind die konventionellen Winzer so vernünftig, nicht bei starkem Wind zu spritzen, zudem haben sie heutzutage Maschinen mit den Spritztunneln, so dass es so gut wie keine Verunreinigung gibt.
An dieser Stelle verkosteten wir einen Rosé, die Drei Jungs, einem Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Früher hatte man, um die Rotweine kräftiger ausbauen zu können, eine Vorlese gemacht und die Trauben reduziert, indem man Überzählige auf den Boden warf. Nachhaltig ist das allerdings nicht und passt nicht zum Anspruch eines Biobetriebs. Daher ist man dazu übergegangen, eine Vorlese zu machen, aus der man Rosé erzeugt. Das ist arbeitsintensiv und verlangt Können, denn man muss entscheiden, welche Trauben man hängen lässt und welche man liest. Die eigentliche Rotweinlese geht dann erheblich schneller, da wird nur noch faules oder beschädigtes Traubengut entfernt.
Der Rosé ist sehr gelungen, fruchtig, sommerlich, trocken. Auf dem Etikett ist ein altes Foto von drei Jungen im Weinberg abgebildet, aus dem Familienalbum. Als Textstelle, von diesem dichten waldähnlichen Bewuchs hinter dem Weg inspiriert, folgte ein Auszug aus einem der älteren Romane – der Rüben-Rudi, ein älterer, dem Alkohol stark zugeneigter ehemaliger Winzer, der in seiner Freizeit Easy Rider Fantasien mit dem Moped auslebt – und dabei eine unschöne Begegnung mit einem gespannten Draht hat. Was Andreas Wagner auszeichnet, ist, dass er gruselige Begebenheiten mit besonderem Sprachwitz und ironischen Formulierungen schildert, die beim Lesen – oder Vorgelesenbekommen – sehr großen Spaß machen.

Den Rotwein, einen reinen Merlot, probierten wir an einer Wegkreuzung zwischen den Weinbergen. Der Wein bekommt ausreichend Reifezeit, erst im Stahltank, dann in gebrauchten Barriques – man möchte einen Austausch mit der Luft, keinen übermäßigen Holzeintrag. Nachdem die Gläser gespült waren, schloss sich ein Grauburgunder an.

Als Lesung gab es einen Auszug, der besonders zum Kennenlernen eines Winzer-cum-Detektivs aus der Feder von Andreas geeignet war.
Seine ersten Romane hatten einen nach Rheinhessen versetzten Polizist aus Dortmund als Hauptfigur. Irgendwann jedoch stand dem Autor der Sinn nach neuem Personal und so ersann er sich einen liebenswerten, etwas skurrilen Winzer, der als eine Art Miss Marple in männlicher, rheinhessischer Version konzipiert ist – Kurt-OttoHattemer. Wir wissen alle, dass es einen Winzer mit diesem Nachnamen in Gau-Algesheim gibt, der wurde natürlich um Erlaubnis gefragt.
Kurt-Otto Hattemer jedenfalls ist ein Genießer und insbesondere „Bixebratworscht“ hat es ihm angetan, Bratwurst in Dosen. Seine Gattin, eine Studienrätin, lässt sich gelegentlich von Kochsendungen, aber auch batiktuchbehangenen Kolleginnen aus dem Lehrerzimmer zu neuen Kreationen inspirieren. Gegen Geschnetzeltem aus Lupinenbratlingen mit wenig animierender Konsistenz hilft da nur ein geheimer Vorratan Wurstdosen. Herrlich die Szene, wie das Versteck in der Weinpresse bei einer nächtlichen Heißhungerattacke auffliegt.
Andreas berichtet auch an dieser Stelle von kuriosen Reaktionen einiger Besucher einer Lesung in Berlin, bei der sich die Buchhändlerinnen alle Mühe gegeben hatten, Bixebratworscht zu besorgen – zum Beispiel, wie man denn die Bratwurst in die Dose bekäme und wie man sie braten solle …

Nach der Rückkehr ins Weingut folgte eine kurze Kellerführung mit einem Riesling von einem sehr kalkhaltigen Boden. Kalk hat den Vorteil, die Säure gut abzupuffern, und sorgt für sehr gut trinkbare, aromatische, aber auch weiche Rieslinge.
Nach dem üblichen Abschiesritual – Gästebuch, Hochheimer Blumen (vom Weingut Schäfer), Applaus und Dank begaben wir uns an unseren reservierten Tisch im Hof der Straußwirtschaft, unter dem Dach, zum Glück, denn jetzt setzte der langersehnte Regen ein. Perfektes Timing! Wir ließen den Abend bei leckerem Essen und leckerenWeinen ausklingen, ehe wir um 18:55 Uhr den Heimweg antraten (und dabei für Stimmung im Bus sorgten).
Eine sehr gelungene Veranstaltung!

GenussSpechte on Tour an die hessische Bergstraße

Zweitägige GenussTour (von Susanne Ruitenberg)

Schorsch hatte schon lange vorgehabt, uns die hessische Bergstraße vorzustellen, vor allem, weil Gigi von da stammte. Im letzten Jahr hat er sich (endlich) getraut und uns eine wunderbare Genussreise zusammengestellt. Die Weine vom zweitkleinsten bestimmten Anbaugebiet Deutschlands sind einen Abstecher wert!

Für die Logistik bekam er Unterstützung durch den Vorstand und selbst die Nachbuchung der Warteliste hat noch geklappt.

Am Samstag, dem 10. Mai 2025 fanden sich 24 gutgelaunte GenussSpechte pünktlich am Weinprobierstand ein. Auch der Bus kam zur rechten Zeit, ein 30-Sitzer, wie gemacht für die Gruppengröße. Das  Gepäckfach wirkte großzügig. Bei der Hinreise war es nur mäßig gefüllt durch unser leichtes Gepäck – bei der Rückreise hatte der Bus etwas mehr zu tragen (davon erzähle ich später)

Nach einer angenehm kurzen und staufreien Fahrt erreichten wir überpünktlich – eher zu früh – das Weingut Hanno Rothweiler in Bensheim. Hanno selbst war im Urlaub, sein langjähriger Freund Ewald Hess empfing uns mit einem erfrischenden Glas Prickelndem in Pink.

Das Weingut bewirtschaftet rund 7 ha, fast alle Flächen sind gepachtet. Die Vermarktung erfolgt viel über Direktverkauf, dazu noch Lebensmitteleinzelhandel, vor allem Edeka in der Umgebung, ein Supermarkt bei Karlsruhe und viel Versand.

Auffallend an diesem Weingut sind die Wortspielereien, so heißt das Cuvée aus rotem und weißem Riesling „Gewinngemeinschaft“, der Shiraz Rosé läuft unter „Blush“, ein Grauburgunder macht mit „The Taste of Grey“ auf sich aufmerksam. Dazu gesellen sich äußerst witzige Graphiken, als Poster an der Wand und im Weinkatalog, mit allerlei Getier – so eine „Leseratte“ mit Rebschere und Schubkarren, der „Bärlot“ ist ein im Barriquekeller im Fass badender Bär mit Rotweinglas (und Quietsche-Entchen“ und der Tiger von Eschnapspur begleitet die Auswahl an Hochprozentigem.

Die Weinprobe mit Käseplatte führte Hess mit Witz und Wissen so kurzweilig durch, dass man kaum die Zeit vergehen spürte und am Ende lief sie uns fast ein wenig davon.

Wir probierten (Anmerkung, die Verkostungsnotizen sind subjektiv, da von Eurer Chronistin):

1. 2023 Cuvée aus rotem und weißen Riesling, fruchtig, sommerlich, ansprechend.

Lange hat man gerätselt, welches Farbspiel aus welchem mutiert ist, erläuterte Hess. Es ist jedoch so, dass in Feldern von weißem Riesling vereinzelt roter Riesling auftaucht, so dass offenbar der rote aus dem weißen mutiert ist. Roter Riesling hat eine rötliche Farbe in der Beerenhaut. Dieses Cuvée kam so zustande: Der weiße Riesling entpuppte sich nach der Gärung als durchgegoren bis zum Anschlag, die Hefe war offenbar sehr hungrig. Der rote Riesling präsentierte sich weicher, mit mehr Restzucker. Durch die Vermählung mit dem roten Riesling entstand ein ausbalancierter, ansprechender Wein.

2. 2024 Auxerrois

Frisch, rebsortentypisches Aroma und es blieb nicht aus, dass sofort jemand der Teilnehmenden rief „und wo ist der Spargel?“ – zur Erläuterung für alle, die den Reisebericht unserer Reise in die Niederlande nicht mehr auf dem Schirm haben: Dort probierten wir einige Auxerrois. Jedes Mal wurde uns wortreich erklärt, wie hervorragend diese Rebsorte zu Spargel passe. Nun fand die Reise in die Niederlande Ende August statt, weit weg von der Spargelsaison. Natürlich wurde es ein Running Gag auf der Reise, bei der bloßen Erwähnung dieser Rebsorte nach der Königin der Gemüse zu fragen, beinahe war es ein Wettbewerb, wer die Frage als erstes stellte. Nachdem wir Ewald Hess darüber aufgeklärt hatten, konnte es mit der Probe weitergehen.

Angesprochen auf den Klimawandel, erläuterte Hess, dass die Weine ab 2022 spürbar schlanker werden und weniger zuckerfreien Extrakt haben. Durch die Dürreperioden und Starkregen zum falschen Zeitpunkt werde das Weinmachen immer schwieriger. Vereinzelt werden Bewässerungsanlagen installiert; bei steilen Hängen muss man das Wasser teilweise im Tank hochfahren.

Der Ertrag in der Bergstraße bleibt unter der erlaubten Menge Hektoliter pro Hektar.

3. 2024 Gelber Muskateller

Wundervolles Aroma, jedoch trocken ausgebaut, animierend, schmeckt nach mehr.

4. Shiraz Rosé

Eine maulvoll, würde man bei uns in der Gegend sagen. Schöne Frucht, ohne ins Erdbeerige zu gehen, passt zu Barbecue, Aperitif und generell zum Sommer.

Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es sogar Shiraz an der Bergstraße, dann verschwand er von der Bildfläche. Hanno hat ihn wieder eingeführt.

5. 2022 Zinfandel

Weich, viel rote Frucht, sehr vollmundig.

Ursprünglich kam die Rebsorte aus Kroatien und hieß Crljenak Kaštelanski bzw. Tribidarg.

Die Italiener kennen ihn als Primitivo und diesen Namen haben sie schützen lassen. Wobei der Name nichts mit primitiv zu tun hat, sondern abgeleitet ist von Prima Tivo, als erster reifend.

Amerikaner haben einst Reben aus Österreich geordert, Zierfandler, jedoch gab es eine Verwechslung und so bekam der falsche Wein das falsche Etikett und der Name Zinfandel entstand. Witzigerweise werden in Amerika nun Zinfandel und Primitivo angeboten, obwohl die Rebsorten tatsächlich identisch sind.

Dieses Exemplar hat eine Maischegärung von 10-20 Tagen bei regelmäßiger Batonnage hinter sich.

6. Syrah Barrique

Dieser Wein lag ein Jahr in neuen Barriques, die Holznote ist perfekt eingebunden, den Wein kann man aber auch noch lange genießen. Syrah wird weltweit auf 200.000 ha angebaut. Er ist vermutlich ein Enkel oder Urenkel von Pinot Noir.

Am Ende der Weinprobe dankte Schorsch mit einem Wein aus dem Weingut Schäfer „nicht verwandt und nicht verschwägert“, aber natürlich mussten die Hochheimer Blumen auf dieser Reise von Schäfer kommen. Den Spruch hörten wir auf dieser Reise noch so manches Mal und ganz am Ende kam auch die Erklärung hierzu.

Um 12:15 Uhr fuhren wir weiter ins Viniversum Heppenheim und stärkten uns mit einem gut gefüllten Odenwälder Vesperteller mit Wurst, Käse, Radieschen, Butter und Brot.

Gestärkt widmeten wir uns nach kurzer Busfahrt dem nächsten Programmpunkt: Einer Führung durch die Rebveredelung Antes mit der Chefin Anja Antes-Breit. Viele von uns kennen Ferdi Staab in Hochheim, der nicht mehr aktiv ist, und wir haben sicher schon beim Spaziergang früher hinter dem Sportplatz die Felder mit den Jungrebenstecklingen im 6 cm Abstand gesehen.

Hier konnten wir gleich mehrere Bearbeitungsschritte live mit verfolgen.

Wer schon einmal im Weinbaumuseum war, hat sicher mit den toten Zweigen und der Schneidemaschine herumgespielt und sich am Omegaschnitt versucht – und die ausgestanzten Enden der Zweige ineinandergefriemelt wie zwei Puzzleteile.

Nachdem die Reblaus im vorvorigen Jahrhundert ihren Vernichtungsfeldzug beendet hatte, kam man auf die Idee, von den resistenten amerikanischen Reben (die keine wohlschmeckenden Weine hervorbringen), nur Stamm und Wurzeln als „Unterlagsrebe“ zu verwenden und die Edelreiser der erwünschten Rebsorten aufzupfropfen. Diese Stelle wird mit Paraffin umhüllt. Früher reichte ein Paraffin mit einem Schmelzpunkt von 50°C. Bedingt durch den Klimawandel genügt das nicht mehr, so dass jetzt mit Paraffinen aus südlicheren Gegenden sowie mit reflektierendem Paraffin experimentiert wird. Experimente können allerdings nur in Kleinstmengen stattfinden.

Auf dem Hof fielen Boxen mit dicken Zweigen auf (nein, keine Spargel, wie sofort jemand fragte, die wären arg holzig gewesen).

Der Ablauf ist wie folgt: Im Dezember und Januar werden die Edelreiser von den Stöcken geschnitten, ein Auge bleibt stehen. Die Unterlage wird behandelt, so dass sie nicht austreibt. Nach dem Verbinden und dem Paraffinieren kommen die Stecklinge zunächst ins Kühlhaus. Das hat 2°C, wie wir feststellen konnten. Zum Vortreiben kommen sie dann in Torf und in eine sehr warme Halle, aus der die Chronistin recht schnell wieder geflohen ist. Anschließend werden sie aus dem Torfboden herausgepult, gewässert und auf Feld eingeschult. Dazu kommt eine Folie auf den Boden, in die in regelmäßigen Abständen Löcher gestanzt werden. Heute mit Maschinen. Früher gab es dazu ein einfaches handbetriebenes Gerät, ähnlich einem Nudelrad, ein solches kann ebenfalls im Weinbaumuseum bewundert werden. Ausgeschult werden sie im November und warten dann im Kühlhaus auf ihren Versand, der von März bis Mai erfolgt.

Es darf auf keinen Fall etwas verwechselt werden. Fällt ein Eimer mit Stecklingen zu Boden, werden sie nicht mehr verwendet.

Momentan ist man bei einem PIWI-Anteil von 50%, besonders der Souvignier Gris ist sehr gefragt und hat den Riesling in der Nachfrage übertroffen.

Natürlich lief der Rundgang nicht trocken ab, wir hatten die Gelegenheit, eine Auswahl an Weinen, sogar einen alkoholfreien, der Geschmack hatte, zu probieren.

Nachdem wir uns von Anja Antes-Breit ebenfalls mit Hochheimer Blumen (von Schäfer, „nicht verwandt und nicht verschwägert“) verabschiedet hatten, trafen wir wieder im Viniversum Heppenheim ein zu einer PIWI-Weinprobe mit Reinhard Antes, Anjas Vater.

Die Bergsträßer Winzergenossenschaft wurde 1904 gegründet und erlebte in den 50er Jahren einen regelrechten Boom. Aktuell hat man Lagen an der hessischen Bergstraße sowie in Baden.

Die beeindruckende Vinothek wurde 2014 in Betrieb genommen.

Zum Einstieg probierten wir zunächst keine PIWI, sondern einen Sekt aus Goldmuskateller. Bedingt durch den Klimawandel löst diese Rebsorte langsam den Muskateller ab für Sekt, denn er reift schneller und bringt weniger Mostgewicht mit, denn für die Sektherstellung darf der Wein nicht schon zu viel Stoff haben, wie wir alle wissen.

Der PIWI-Anteil an der Hessischen Bergstraße beträgt 7%, im Rheingau zum Vergleich liegt er bei 0,5%.

Die erwünschten Resistenzgene sind auf den verschiedensten Chromosomen angesiedelt und man braucht endlos viele Kreuzungsversuche, bis man die gewünschten Eigenschaften in einem Nachkömmling vereint, (1 Million Kreuzungen für eine praxistaugliche Rebsorte), weshalb es rund 20 Jahre dauert, um eine neue Rebsorte zu entwickeln. Daher läuft auf neue Sorten ein Patentschutz und man zahlt eine Lizenzgebühr pro Steckling.

In Australien ist es bereits erlaubt, die gewünschten Gene mittels Genschere (crispr) zu extrahieren und auf andere Chromosomen umzusiedeln, was eine erhebliche Zeitersparnis bedeutet.

Die Weinprobe umfasste:

1. 2022er Regent

Die Rebsorte stammt bereits aus den 90er Jahren, aus der 3. PIWI- Generation – kam allerdings unglücklich zum Ende des Rotweinbooms auf den Markt, so dass er sich nie richtig durchsetzen konnte. Inzwischen gibt es bereits Nachkommen von dieser Rebsorte.

Regent passt hervorragend zu Wildgerichten.

2. 2022er wine4future, ein Rotweincuvée aus Carillon, Calardis royale, Cabernet Cortis, im Eichenfass gereift.

3. Souvignier Gris Orange

Erster Versuch eines Orange-Weins. Fehlerfrei, allerdings noch etwas verhalten; die Anlage ist noch jung. Mit etwas älterer Anlage und noch etwas längerer Maischegärung wird das sicher ein spannender Wein. Er wurde in neuem Holz gelagert.

Souvignier Gris ist derzeit eine sehr beliebte Rebsorte. Sie ist robust, vor allem in der Beerenhaut, daher weniger anfällig für Kirschessigfliegen. Vor allem bleibt sie stabil am Stock hängen und ist daher auch für Eiswein geeignet. Bei Riesling hat man zunehmend das Problem, dass er lange vor dem Frost abfällt und nur noch aus der Plastikhülle herausgeklaubt werden kann.

4. 2022er Souvignier Gris Spätlese trocken

Der Name entstand beim Kaffeetrinken, jemand in Freiburg hatte die Idee, sie „Souvenir von Freiburg“ zu nennen.

Die Trockentoleranz bei PIWIs steuert man übrigens über die Auswahl der Unterlagsrebe.

5. 2023er Muscaris Auslese

Man ahnt es: der Muscaris ist die PIWI-Variante des Muscatellers. Die Rebsorte ist sehr gelungen und diese Auslese war es auch. Leider war, denn sie ist nicht mehr zu bekommen (bzw. nur Restflaschen im Archiv, wenn man artig bitte bitte sagt).

6 2022er Heppenheimer Stemmler Souvignier Gris Eiswein

Orangenschale auf Rosine, so war mein erster Eindruck. Die Eisweine aus dem SG sind nicht vergleichbar mit Riesling, sie haben eine ganz eigene Aromatik. Mir gefällt sie.

Man ahnt es – auch diese Weinprobe ging leider zu Ende, es gab Hochheimer Blumen („nicht verwand und nicht verschwägert“) und wir fuhren ins Hotel Poststuben in Bensheim, verabschiedeten unseren Busfahrer. Der Bus hatte die ersten Weinkartons in seinem Kellergewölbe. Nach Einchecken und Frischmachen freuten wir uns auf das Abendessen: Gemischter Salat mit Croûtons (die fehlten, dazu später mehr), als Hauptspeise entweder Winzersteak mit Röstzwiebeln und Bratkartoffeln oder Hecht auf Ratatouille mit Reis und Kokossauce (mediterran – asiatisch??) und Panna Cotta mit Beeren.

Am Ende gab es einen kleinen Schreckmoment, als die Bedienungen die Menüs kassieren wollten. Es gab wohl eine Miskommunikation. Wir hatten eine Rechnung erwartet, die nie kam. Das Hotel war der Meinung, wir würden vor Ort zahlen. Hendrik konnte das durch ein Telefonat mit der Besitzerin und einer nächtlichen Mail klären: wir zahlen per Überweisung und jeder musste nur seine Getränke zahlen.

Wir erinnern uns an die vergessenen Croûtons: Schlagfertig machte Sieglinde die Bedienungen darauf aufmerksam und befand, das sei doch einen Digestiv aufs Haus wert – sie hatte Erfolg und wir durften uns alle an einem Kirschlikör erfreuen.

Damit endete Tag eins an der Bergstraße.

Am nächsten Tag erschienen viele bereits um 8:00 Uhr zum Frühstück, obwohl der Start erst für 10:00 Uhr geplant war. Wenn man schon mal ein leckeres Büffet hat – davon muss man doch ausgiebig profitieren! Und lecker war es in der Tat, knusprige Brötchen, Rühreier, gekochte Eier, Wurst- Schinken – Käseauswahl, Müsli, Obst, Joghurt, und und und. Einzig der Kaffee hätte gerne etwas stärker sein dürfen, aber wenigstens geizten sie nicht und man bekam nachgeliefert.

Nach einer kurzen Fahrt trafen wir uns mit Winzermeisterin und Tausendsassa Christa Guth. Sie war in den 80ern Gebietsweinkönigin der hessischen Bergstraße und hat sich selbständig gemacht für Weinproben, Weinlagenwanderungen, Weinevents aller Art, arbeitet außerdem als Weinberaterin und Sommelière bei Edeka Bensheim.

Ihr Ehemann Gerald war auch mit von der Partie und die T-Shirts mit „CG Wein“ passen sowohl als Initialen für Christa Guth als auch für Christa und Gerald. Gerald hatte den Wein, die Gläser und das Wasser (und Hendrik schummelte etwas für später in den Kofferraum, damit er es nicht schleppen musste. Ihr könnt Euch sicher denken, was das war.)

Es ging vorbei an mehreren Monopollagen der Staatsdomaine und Hauptattraktion dieser kleinen Lagenwanderung war das Fürstenlager Bensheim-Auerbach aus dem späten 18. Jahrhundert, die Sommerresidenz des Hauses Hessen-Darmstadt. Hier traf man sich im Sommer mit sämtlichen Cousins und Cousinen, es gab eigene Schlösser für die kleinen Prinzen und die kleinen Prinzessinnen.

Die Residenz liegt in einer wunderschönen Parkanlage, die sich vortrefflich für kulturelle Veranstaltungen aller Art eignet. Insbesondere von dem kleinen Tempelchen, das ein wenig aussieht wie das vom Neroberg in klein, hat man eine vortreffliche Akustik und Sänger, besonders Opernsänger, können von hier das gesamte Tal beschallen. Der Park ist eintrittsfrei für jeden zugänglich.

Am 1. Mai findet hier immer die große Weinlagenwanderung statt, organisiert von den Jungwinzern, die inzwischen allerdings nicht mehr jung sind. Namen wie „Generation Riesling“ oder Ähnliche sind laut Christa in dieser Hinsicht praktischer. Anfangs waren es ein paar hundert Menschen, und man hatte dennoch zu wenig von allem. Im nächsten Jahr plante man vorsichtshalber mit tausend Wanderfreudigen, es waren fast 2000. Inzwischen sind es um die 40.000.

An jedem Haltepunkt gab es Weine aus den umliegenden Lagen von verschiedenen Winzern. Christa Guth hat ein immenses Wissen und eine mitreißende Begeisterung und es gibt keine Frage, die sie nicht beantworten könnte.

Besonders schön gefiel uns dieser Aussichtsplatz mit den Sitzbänken und der Linde, so dass der Spaziergang etwas kürzer und die Verweildauer an diesem wunderbaren Ort länger als geplant ausfielen. Der Ausblick auf das ganze Tal, im frühlingshaften frischen Grün, ist eine Erholung für das Auge und die Seele.

Am Ende der Tour beim Abschied holte Hendrik die eingeschmuggelte Flasche Hochheimer Blumen wieder aus dem Auto und nach der Abschiedszeremonie („nicht verwandt und nicht verschwägert …“) machten wir uns auf nach Groß-Umstadt.

Wir kamen wieder etwas zu früh an. Das war sehr gut für die italienische Eisdiele ca. 100 Meter die Straße rauf. Erstens konnte man da die Örtlichkeiten aufsuchen (da war ja der Kaffee am Morgen und dann der Wein und das Wasser …) und außerdem passt ein kleines Eis immer in die Ritzen, auch, wenn man eigentlich zum Mittagessen verplant ist.

Gegen 14:00 Uhr enterten wir die Odenwälder Winzergenossenschaft Vinum Autmundis und Jana Petermann-Rappel nahm uns in Empfang für eine Weinprobe mit Mittagessen, vom Caterer „Herz und Hopfen Gastro GmbH“ – bei der Buchung hatte er noch einen anderen Namen, aber Namen sind zweitranging, wenn das Essen gut ist.

Beim Tisch fehlten die 4 nachgebuchten Plätze, während das Essen korrekt für 24 Personen angerichtet war. Die GenussSpechte sind zum Glück unkompliziert und sofort packten einige mit an, um den Tisch zu verlängern.

Als ersten Gang gab es einen Salat mit grünem Spargel (endlich!) Und Beeren. Dazu servierte uns Jana im linken Glas einen Perlwein, der aus verschiedenen weißen Rebsorten hergestellt wird. Welche und wie die Anteile sind, ist das Geheimnis des Kellermeisters und nicht einmal der Vorstand der Winzergenossenschaft, der Jana angehört (als erste und einzige Frau), ist eingeweiht. Da der Begriff Prosecco geschützt ist, kam man für diesen Wein auf den witzigen Namen „SZischt“.

Die Genossenschaft wurde 1959 von 8 Männern gegründet. Heute sind es um die 90 Mitglieder, viele davon im Nebenerwerb und mit kleinen Flächen, insgesamt hat man 75 ha. Die Kontrolle sowohl über das Jahr als auch bei der Anlieferung der Reben ist streng, nur so könne man eine gute Qualität gewährleisten.

Groß-Umstadt ist eine Weininsel von ca. 100 ha., davon 25% Bio und 75% konventionell. Auch neue Rebsorten sind hier im Anbau. Groß-Umstadt wurde dem bestimmten Anbaugebiet hessische Bergstraße zugeordnet, obwohl Franken räumlich näher liegt.

Im rechten Glas gab es einen grünen Silvaner halbtrocken und beide Weine passten sehr gut zu dem Salatdressing. Food-Pairing mit Salat und Wein ist durch den Essig nicht einfach, hier war es sehr gelungen.

Der Hauptgang bestand aus Hähnchengeschnetzelten mit einer cremigen, lecker gewürzten Sauce und, getrennt davon, Pilzen in Rahmsauce, dazu Reis, dieser perfekt körnig, was nicht jeder so hinbekommt. Aufgrund der Umfirmierung des Caterers konnte kein Bedienpersonal gestellt werden, aber erstens ist Selbstbedienung nicht verkehrt, so konnte man ausprobieren, ob die Saucen getrennt oder gemischt besser schmecken, und zweitens hätte das eher Unruhe hineingebracht und von der Weinprobe abgelenkt. Beim Einschenken halfen spontan manche von uns einfach mit. Ich sagte ja, unkompliziert und stets hilfsbereit und deshalb macht es Eurer Chronistin viel Spaß, mit Euch zu reisen.

Zum Hauptgang hatten wir im linken Glas einen Cabernet Blanc (bio) und im rechten einen Grauburgunder trocken, beide aus der Lage Umstädter Herrnberg. Jana erläuterte uns, dass sie versucht hatte, zu jedem Gang einen Wein auszuwählen, der als Erstes in den Sinn komme und einen, an den man nicht gleich auf dem Radar habe. Grauer Burgunder zu Cremesauße, das hätte jeder sofort angekreuzt. Der Cabernet Blanc, der in seiner Aromatik in Richtung Sauvignon Blanc geht, passte anders, aber nicht weniger gut.

Die Nachspeise bestand aus einer feinen Käse-Oliven Variation mit Feigensenf und Grissini, im Glas fix und fertig im Kühlschrank. Dazu reichte Jana uns eine Umstädter Herrnberg Gewürztraminer lieblich und einen Umstädter Stachelberg Weißer Burgunder Lieblich. Beides hervorragende Weine, beide passten sehr gut, hier entschied eher der persönliche Geschmack der Teilnehmenden über die Präferenz. Das Schöne an Menüs mit zwei Weinen pro Gang ist gerade, dass man experimentieren kann – wie schmeckt der Wein, wenn man ihn zunächst „einfach so“ probiert, wie verändert sich das Empfinden, wenn man zuvor von dem Essen genommen hat, wie verhält es sich, wenn man beides gleichzeitig in den Mund nimmt.

Jana schien von uns sehr angetan gewesen zu sein, sie lobte unsere Aufmerksamkeit, die interessierten Fragen und die Mithilfe. Wenn sie uns nicht gebremst hätte, hätten wir noch den Tisch am Ende abgeräumt, wie bei unseren eigenen Proben.

Auch hier verabschiedeten wir uns mit Applaus und Hochheimer Blumen und enterten zunächst die Vinothek.

Pünktlich traten wir die Rückfahrt an, nicht, ohne uns bei unserem Busfahrer für den guten Service mit einem Obolus und einer eigenen Flasche Schäfer-Wein zu bedanken.

Auf der Rückfahrt gab es noch Schlussworte von Schorsch, der froh war, wie toll alles geklappt hatte, und dass wir so viel Spaß und Genuss in Gigis Heimat hatten, es war, als wäre sie dabei gewesen (war sie auch für alle, die sie kannten). Außerdem erklärte er uns, warum er bei jedem Wein „nicht verwandt und nicht verschwägert“ betont hatte – das ist aus seiner Zeit als Richter. Wird ein Zeuge oder eine Zeugin befragt, so muss man sicherstellen, dass die Person nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem Angeklagten sind.

Für Schorsch hatte Hendrik noch eine kleine Überraschung – einen RGG, natürlich auch von Schäfer, als Dank für Idee und Orga.

Die Nachprobe mit Fotoshow ist auch gesichert, fotografiert wurde rechts und links und überall und wir haben genug Wein eingekauft.

Pünktlich, genau zum avisierten Zeitpunkt, erreichten wir den Weinprobierstand, entluden Gepäck und Weinkisten und sortierten und. Die meisten fuhren nur schnell Auto, Gepäck und Wein heim und kamen mit dem Fahrrad zurück, so dass es noch einen gemütlichen Ausklang mit Weinen von Peter Flick gab.

Tour de France in Weiß

GenussSpechte genießen Wein und Käse im Weinbaumuseum (hwg)


Diese Probe war letztes Jahr im Juli zum Start der Tour de France geplant und musste verschoben werden. Das berühmte Radrennen ist zwar noch ein paar Monate in der Zukunft, die GenussSpechte tourten indes schon jetzt durch die französischen Anbaugebiete. Für die Weinauswahl zeichnete Arthur Fuchs verantwortlich, wie bei den anderen Masterclass-Verkostungen.

Zusätzlich zu den Weinen hatte der Vorstand der GenussSpechte eine Auswahl an französischen Käsespezialitäten besorgt. Nach einer kurzen Begrüßung der Anwesenden durch Hendrik Ruitenberg und der namentlichen Vorstellung der Käseauswahl startete die Verkostung mit einem ersten Flight von drei Weinen aus dem Elsass. Auf eine Blindverkostung, wie sonst bei den Masterclass-Veranstaltungen üblich, wurde diesmal verzichtet. Als Einstieg kamen ein trockener Muscat, ein Riesling Grand Cru (großes Gewächs) und ein halbtrockener Gewürztraminer in die drei bereitgestellten Gläser. Während Arthur Fuchs Wissenswertes über das Elsass, seine Rebsorten, Böden und Eigenheiten berichtete, probierten die Teilnehmenden, welche Weine zu welchen Käsesorten am besten passten. Besonders gelungen war natürlich die Kombination Gewürztraminer zu Munsterkäse, ein Klassiker.

Das nächste Flight führte an die Loire, bekannt für ihre vielen Schlösser – und ihre phantastischen Sauvignon Blanc. Diese kamen aus Verdigny, aus Sancerre und einer aus Pouilly-Sur-Loire. Dieser trug die Bezeichnung Pouilly-Fumé, was so viel bedeutet wie „geräuchert“ und auf die aromagebenden Feuersteine im Boden hinweist. Die Sauvignons aus diesem Anbaugebiet sind weit weniger grüntönig-grasig als man das vonÜberseeweinen gewöhnt ist und haben eine andere Tiefe und Komplexität.

Nach den ersten sechs Weinen durfte kommentiert und Favoriten benannt werden, bevor es weiter ging ins Burgund.
Im Burgund werden fast ausschließlich Chardonnay und Spätburgunder angebaut.
Dargebracht wurden ein Chablis aus Montallery und zwei Chardonnay aus Beaune, wobei einer davon die besondere Appelation Pouilly-Fuissé für seine Herkunft aus dem Mâconnais trug. Hier passten insbesondere die beiden Comté-Käse, der ältere und der jüngere.

Das letzte Flight war ganz den Süßweinen gewidmet – leider fehlte hierzu ein passender Schimmelkäse, der noch besser
gepasst hätte als die vorhandenen Sorten, aber leider an dem Tag im Laden nicht verfügbar.
Der Gewürztraminer Grand Cru aus dem Elsass ist durchaus schon in mancherlei Verkostung bei den Teilnehmenden vorgekommen – ein Hochgenuss dieses Exemplar.
Mit Wein Nr. 11 betraten alle Neuland. Es handelte sich um einen Jurançon Pavillon Royal Doux aus dem Südwesten
Frankreichs aus den Rebsorten Gros Manseng und Petit Manseng. Von der Aromatik erinnerte er etwas an eine gehobene Riesling Auslese, um eine Vergleichsbasis zu benennen.
Für den krönenden Abschluss machten die Teilnehmenden noch einen Abstecher nach Bordeaux, der vielleicht bekanntesten Weinstadt, für einen Sauternes aus dem Jahr 2020, goldgelb wie Honig im Glas.
Als Dankeschön überreichte Ruitenberg dem Probenleiter einen Wein vom Fuß des Mont Ventoux, in der Nähe der Hochheimer Partnerstadt Le Pontet.
Der Applaus war noch nicht ganz verklungen, da fragten die ersten Teilnehmenden, wann denn die Tour de France in Rot stattfinden könne …

Gute Laune, Genuss und ein gelungener Abend

GenussSpechte im Weingut Baison

Warum in die Ferne schweifen, wenn der Genuss zwei Straßen weiter zu finden ist? Das dachte sich der Vorstand der GenussSpechte und so führte die erste Weinprobe des neuen Jahres in die Delkenheimer Straße, zum Weingut Baison zu einer Weinprobe mit „Spundekäs‘ und Brezelchen“ (davon später mehr).

Schon im Vorraum hieß ein liebevoll handbeschriftetes Täfelchen die GenussSpechte zur Probe willkommen und der Sekt, ein Baison Brut mit 5 Jahre Hefelagerung, sorgte schnell für gute Stimmung.

Der Probenraum ist so groß nicht, es fand dennoch jeder und jede einen Platz und Heinrich Baison und Freundin Nadja moderierten zusammen die Probe.

Die angesagten Spundekäs-und-Brezelchen entpuppten sich als üppig belegter Vesperteller, mit Wurstwaren aus eigener Schlachtung, Gürkchen, Käsewürfel, hartgekochten Eiern, Tomätchen, den Spundekäs‘, natürlich, dazu Brot und Wasser satt und Nachschläge gab es von allem.

Die Probenfolge begann mit dem Literwein, dem Jean-Baptist trocken, der nach einem schauspielernden Ahnen benannt ist. Als Hamlet feierte der einst einen großen Erfolg.

Beliebt, besonders im Sommer, ist der Enrico aus Kerner. Der Sommer beginnt erst in einigen Monaten, der Wein, indes, schmeckt zu jeder Jahreszeit. Neuer im Programm ist der Weiße Burgunder vom Flörsheimer Herrnberg, dargeboten als Spätlese feinherb.

Etwas unglücklich in der Reihenfolge kam als nächstes der „H1“ Q.b.A. trocken, der in der Karte als „Naturwein furztrocken“ geführt wird. Schnell fassten die Teilnehmenden den Entschluss, diesen Wein auf dem Hoffest im April erneut zu probieren, in umgekehrter Reihenfolge.

Wie im Allgemeinen bei Weinproben üblich, stieg der Geräuschpegel von Wein zu Wein an. Der Vorstand hatte in weiser Voraussicht das Glöckchen mitgenommen. Heinrich und Nadja hatten großes Vergnügen daran, mit Schwung wieder für Ruhe zu sorgen – die GenussSpechte sind auf die Glocke fast so gut trainiert wie der berühmte Pawlowsche Hund und hörten nach jedem Geläut wieder andächtig zu.

Probiert wurden noch Hochheimer Hölle Kabinett trocken, die Handlese (die eine Goldene Preismünze hat und 22 Stunden mit Trockeneis auf der Kelter war), der Classic, die 2022er trockene Spätlese Alte Rebe aus dem Flörsheimer Herrnberg, der Spätburgunder Rosé und der 2020er Spätburgunder mit einem Jahr Fassreife.

Zwischendrin durfte, wer wollte, zu einer kurzen Kellerführung mitgehen. Es hieß, nehmt die Gläser mit. Das ließen sich die GenussSpechte nicht zwei Mal sagen und in der Schatzkammer durfte etwas ausgesucht werden. Per Zufall fiel die Wahl auf einen 1997er Riesling Kirchenstück Spätlese halbtrocken. Der Korken verschwand erst einmal in der Flasche, doch Hendrik Ruitenberg geht bekanntlich nie ohne Kellnermesser aus dem Haus und mit vereinten Kräften konnte der Wein befreit werden. Es lohnte sich! Fast 30 Jahre alt und ein Hochgenuss. Danach folgte noch ein Riesling aus 2010, schon mit Schraubverschluss, der noch eine herrliche Frische mitbrachte.

Im Fasskeller bewunderten die Teilnehmenden besonders das alte Holzfass, das Gesellenstück von Otto Baison, mit dem kunstvoll geschnitzten Zierboden. Genutzt wird es nicht mehr, aber es ist prächtig anzusehen.

Hinauf ging es über eine andere Treppe als hinunter und bedingt durch die Verwinkelungen kam man – Überraschung! -in einem anderen Gebäudeteil heraus. Diese alten Keller sind immer wieder spannend.

Wieder im Probenraum, hatte Hendrik Ruitenberg eine kleine Überraschung für alle dabei: einen 2005er Spätburgunder aus dem Reichestal, einen seiner berühmten Kellerfunde, der im Weingut schon lange ausverkauft ist. Der Wein zeigte wieder einmal, wie gut die Zutat Zeit zum Genuss beitragen kann.

Zum Schluss spendierten Heinrich und Nadja noch verschiedene Digestifs, unter anderem den berüchtigten Knoblauchschnaps von Heinz Baison, aber auch diverse Trester und Weinliköre.

Als Dankeschön überreichte Hendrik – nein, keine Hochheimer Blumen, sondern zwei Weine aus den Niederlanden, vom Weingut De Kleine Schorre in Zeeland den Auxerrois (soll besonders gut zu Spargel passen) und den Weißburgunder/Grauburgunder aus dem Barrique.

Die Teilnehmenden dankten mit Applaus für diese wunderbare Weinprobe und intern ist man schon am planen, wann man sich auf dem Hoffest treffen wird.
NACHTRAG: Das „Frühlingserwachen“ genannte Hoffest findet vom 11. bis 13. April statt. Mit dem Fest möchte die Familie Baison zwei besondere Ereignisse feiern: 300 Jahre Baison in Hochheim und die Betriebsübergabe von Heinz an Heinrich Baison.
Der Abend wurde mit dem Hochheimer Lied beendet. Heinrich Baison hatte die Originalfassung des Hochheimer Lied gesungen von Helmi Hofmann mit allen vier Strophen abgespielt und alle sangen voller Inbrunst mit. Danach machten sich alle beschwingt auf den Heimweg.

Genussreise nach Bremen vom 1. bis 3. März 2024

Reisebericht von Susanne Ruitenberg

Wenn Engel Reisen, heißt es in Bezug auf Reisewetter. In dieser Hinsicht hatten wir großes Glück. Blauer Himmel und strahlende Sonne begleiteten uns auf unserer ersten Genussreise nach Bremen, die Rosel Zahn organisiert hatte.
Moment – Bremen und Wein? Ja, dort wächst zwar (noch) keiner – das kann sich durch den Klimawandel jedoch in absehbarer Zukunft ändern.
Bremen und Wein gehören indes schon seit Jahrhunderten zusammen.

Die Anreise organisierten die Teilnehmenden selbst. Auto, Bahn, Camper, alles war dabei.
Das Hotel stellte das erste Highlight dar– ganz nah am Rathaus, schöne Zimmer, Blick auf das Glockenspiel der Böttcherstraße und erst das Frühstücksbuffet! Es lohnte sich, einen Tag früher anzureisen.

Am Freitag, den 1. März trafen wir alle pünktlich vor dem Bremer Rathaus ein. Auch die Bahnfahrer:innen, womit in diesen Zeiten nun wirklich niemand gerechnet hätte :-))
Claudia Staffeldt nahm uns dort für eine Kellerführung mit Weinprobe in Empfang. Mit einem Begrüßungssekt, wie es sich gehört.

Während wir alles erkundeten, erzählte Claudia Interessantes aus der Geschichte des Ratskellers.
Seit 1405 dient der Keller des Bremer Rathauses als Weinkeller, anfangs bekam man den Wein in Fässern geliefert und füllte selbst. Heute ist der Fasskeller ein Relikt vergangener Zeiten und die Fässer nur mit geschwefeltem Wasser gefüllt, damit sie nicht kaputtgehen.
Da das Ensemble seit 2004 Teil des UNESCO Weltkulturerbes ist, darf nur wenig daran verändert werden und die Arbeit in dem weit verzweigten Ensemble mit dem altmodischen Hochregallager ist eine ergonomische Herausforderung. So passt z.B. die normale Europalette nicht in den Aufzug, es fehlt haargenau 1 Zentimeter! Jede Weinkiste muss heruntergehoben und mit einem Wägelchen in die nächste Etage befördert werden. Besonders imponierten uns ein sehr alter Schrank mit unzähligen schmalen Schubladen, in dem Etiketten lagern, diverse museumsreif anmutende Geräte und der Kontrast zwischen den ganz alten Teilen des weit verzweigten Kellers mit der modern eingerichteten Probenecke ist sehenswert.

Eine trockene Kellerführung macht keinen rechten Spaß, deshalb gab es in regelmäßigen Abständen einen Boxenstopp. Zu jedem Wein reichte Claudia uns eine speziell dafür kreierte Praline aus der Werkstatt des Schokoladenkünstlers Nick van Heynigen. Dieser hat bei Hachez gelernt und sich selbständig gemacht. Hachez produziert nicht mehr in Bremen, ist daher als Bremer Geschenk ungeeignet. Nick hingegen ist hier und kreiert spezielle Pralinen für den Ratskeller, in Abstimmung zu den Weinen, die vorher ausgiebig verkostet werden. Auf Neudeutsch sagt man dazu win-win Situation. Klingt nach einem Traumjob. Ob er eine Sekretärin braucht?

Jeden Wein probierten wir zunächst für sich, bissen anschließend von der Praline ab und erkundeten, wie sich das Ensemble im Gaumen verändert, wenn man den Wein über die Schokolade laufen lässt. Wie sich die Aromen gegenseitig verstärken und herauskitzeln, war für alle ein Erlebnis. Claudia ließ uns dabei die Aromen der Schokolade sowie die Rebsorten der Weine erraten.

Die Probenfolge war:

Albertino trocken, Weingut Altes Zollhaus (Nahe) zu einer Himbeer-Marzipan Praline;

2022er Nußdorfer Herrenberg Sauvignon Blanc trocken, Weingut Lergenmüller (Pfalz) zu einem Täfelchen mit Orangenzesten;

2022er Forster Schnepfenflug Riesling halbtrocken, Forster Winzerverein (Pfalz) zu einer Olivenöl-Salz-Praline;

2022er 71/95 Cuvée Rosé trocken, Weingut Bernhard (Rheinhessen) zu einer Vollmilch-Cassis-Praline;

Rot und Wild Rotweincuvée trocken, Weingut Hirsch (Württemberg), zu einer Glühwein-Praline.

Besondere Ehrfurcht hatten wir vor der Schatzkammer. Dort lagern noch edelsüße Weine aus allen Jahrzehnten. Einst kam ein Kunde mit dem Privatjet angeflogen, um eine davon zu erwerben, erzählte uns Claudia. Obwohl er die gleiche Flasche bereits im Keller hatte. Ja, aber die war nicht für seine Gäste, die wollte er selbst trinken.

Am Ende des Rundgangs gesellte sich Karl-Josef Krötz, der Ratskellermeister a.D., zu uns. Er hatte für uns im letzten November eine Weinprobe mit besonderen Weinen und Geschichten aus dem Ratskeller durchgeführt, die für alle ein unvergessliches Erlebnis war. Als Highlight der heutigen Führung geleitete er uns selbst in den Apostelkeller mit den 12 Fässern – unter anderem ein Hochheimer Wein aus dem Jahr 1727 – und in den Rosekeller mit dem ältesten Rüdesheimer Wein von 1653.

Im Anschluss an die Kellerführung gingen wir durch einen geheimen Durchgang direkt in das Restaurant des Ratskellers zu einem gemütlichen Abendessen, inklusive Herrn und Frau Krötz. Er spendierte uns einen hervorragenden Spätburgunder aus einer Magnumflasche, den er zu seinem Ausstand geschenkt bekommen hatte. Sinnvolle Idee, eine Magnum zu zweit ist vielleicht auch etwas viel, sie zu teilen daher angebracht.

Einige der Teilnehmer:innen fanden sich am Ende des Abends an der Hotelbar wieder. 7 Seiten Cocktails auf der Karte! Klassiker wie „Singapore Sling“, aber auch noch nie gehörte wie „Take the Tram“. GenussSpechte sind neugierig, insbesondere im Hinblick auf Getränke.
Es wurde lustig, so viel kann an dieser Stelle verraten werden.

Der nächste Tag hatte ein volles Programm und wir mussten daher früh aufstehen, wenn wir das luxuriöse Frühstücksbuffet (Krabben! Lachs! Eier in allen Varianten! Käseplatte! Obstauswahl!) ausgiebig genießen wollten. Es bot sich an, die Krabben in allen möglichen Varianten auszuprobieren: Auf Rührei, auf Spiegelei, auf Butterbrot, auf Pumpernickel – Genussreise bezieht sich schließlich nicht nur auf Flüssiges.

Um 9h30 trafen wir uns zum Stadtrundgang auf den Treppen des Doms ein. Die Bremer Innenstadt hat den Vorteil, dass sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in einem Quadrat mit 400 m Kantenlänge befinden, so dass auch diejenigen, die weniger gut zu Fuß sind, nicht darauf verzichten mussten, was diesem Reisebericht zugutekommt. Reiseführer Dr. Klostermann unterhielt uns mit Bremer Humor und kurzweiligen Anekdoten. Er führte uns an den berühmten Stadtmusikanten aus Bronze vorbei, zum großen Standbild von Roland, der Symbolfigur für Freiheit und Rechte der Stadt, durch die Böttcherstraße – mit einer kurzen Verweilzeit vor der Bremer Bonbonmanufaktur, bei der Klostermann, wie bei „Schülerführungen“ :-)) üblich, in den Laden huschte und jedem von uns eine Kostprobe der handgemachten Hartkaramellen reichte. In der Böttcherstraße hatte einst Ludwig Roselius seinen Firmensitz, der Gründer von Kaffee Hag und Erfinder des koffeinfreien Kaffees. Daran verdiente er zwei Mal – einerseits am Kaffee, andererseits am Koffein, das er an die Pharmaindustrie verkaufte (sehr clever). Roselius kaufte die gesamte Straße und ließ sie von 1923 bis 1931 komplett umbauen und künstlerisch gestalten. 1926 ließ er ein Museumshaus für die Künstlerin Paula Modersohn-Becker errichten, sie war damit die erste weibliche Künstlerin, der ein eigenes Museum gewidmet wurde.

Von dort gingen wir zum Schnoor, dem ältesten Bremer Viertel, in dem die kleinen, malerischen Häuser wie an einer Schnur aufgereiht stehen. Hier findet man, neben interessanten Läden, auch eine sehr vielfältige Gastronomie. In den 50er Jahren sollte das Viertel abgerissen werden. Zum Glück konnten engagierte Bremer das verhindern!

Nach dem Stadtrundgang gingen wir zurück zum Dom, zu einer Orgelführung nebst Vorspiel. Der Bremer Dom hat fünf Orgeln; wir kamen in den Genuss der Sauer-Orgel, die mit 100 Registern zu einer der größten im norddeutschen Raum zählt. Alles wurde uns genau erklärt, Tonfolgen mit verschiedenen Registern angespielt, damit man die Unterschiede erkennen kann. Es ist atemberaubend, wie der Organist mit vier Tastaturen sowie einer kompletten Tastatur als Fußpedale sich in alle Richtungen gleichzeitig bewegt, es mutet fast schon als Akrobatik an für Laien. Man hätte den Ausführungen stundenlang zuhören können. Im Anschluss folgte eine Führung durch den Dom selbst. Der erste Dom zu Bremen wurde 789 geweiht. Das Gebäude ist mehrfach zerstört worden und hat heute Teile aus verschiedenen Epochen, die sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen.

Am Abend folgte der Höhepunkt der Reise – ein erlesenes Menü mit Weinbegleitung im Senatszimmer des Bremer Ratskellers. Diesmal begrüßte Claudia Staffeldt uns gleich mit zwei Sekten, einem weißen und einem roten. Sie führte uns nicht nur durch das Menü, sondern saß mit am Tisch und nahm teil, was zu einer sehr geselligen und entspannten Atmosphäre führte.

Die Menüfolge:

Carpaccio von gebackenen Rüben mit mariniertem Fetakäse und Rucola-Pesto.
Hierzu gab es einen 2022er Oppenheimer Sackträger Riesling trocken, „Eiswette 2024“, Rheinhessen
sowie einen 2022er Johannisberger Riesling feinherb „Eiswette 2024“, Rheingau
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Rahmsuppe aus Nordseekrabben mit Dillsahne,
dazu ein 2022er Rotling halbtrocken, Weingut Staatlicher Hofkeller, Franken

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Rosa gebratenes Roastbeef vom Wesermarsch-Rind mit kräftiger Rotweinsauce, grünen Bohnen und Kartoffelgratin,
dazu gab es einen 2021er Spätburgunder trocken, Edition „Ratskellermeisters Liebling“, Pfalz
sowie einen 2016er Lemberger trocken „Gipskeuper“, VDP Ortswein, Württemberg
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Lauwarmer Mandelkuchen mit Kirschragout und Bourbon-Vanilleeis,
dazu ein 2010er Wintricher Ohligsberg Riesling Spätlese von der Mosel
sowie – ein ganz besonderes Tröpfchen – ein
2018er Frech & Frey Trockenbeerenauslese aus Spätburgunder/Merlot/Dunkelfelder/St. Laurent aus der Pfalz.

Ein gelungener Abschluss dieser Genussreise und Hendrik bedankte sich bei Claudia Staffeldt sowie Rosel mit Blumen in flüssiger Form (wer ihn kennt, weiß, von welchem Weingut aus den Niederlanden diese kamen).

An der Bar war es leider durch die zum Rauchersalon offenstehende Tür etwas verqualmt. Aber man kann ja auch ein Getränk erwerben und mit aufs Zimmer nehmen …

Am nächsten Tag reisten die Bahnfahrer wieder ab, die Camper und die Autofahrer verlängerten noch. Wir genossen einen sonnigen Sonntag in Bremen. Und noch mehr Fisch. Danach fuhr der Vorstand wieder gemeinsam zurück nach Hochheim.

Genuss- und Gaumenfreuden schließen das Weinjahr

GenussSpechte erschmecken die Wachau

(HWG)

Geselligkeit, Gemeinschaft, Genuss, das kann man als Motto über die bisherigen Veranstaltungen der erst in diesem Jahr gegründeten GenussSpechte setzen. Dabei kommt die Vertiefung von Weinwissen nicht zu kurz. Als Ausklang des Weinjahres veranstaltete der Verein am 17. November eine kulinarische Weinprobe [hier geht´s zur Probenliste mit allen Gaumenfreuden] mit Weinen aus der Wachau, vorgestellt von Sophie Denk. Sophie ist durch Sabine Wagner, ehemalige Hochheimer und Rheingauer Weinkönigin und Deutsche Weinprinzessin nach Deutschland gekommen, kennen gelernt haben sie sich beim gemeinsamen Masterstudiengang in Österreich. Viele der Probenteilnehmerinnen und Teilnehmer hatten Sophie beim Weinbattle Deutschland – Österreich im Weinbaumuseum, zusammen mit Sabine, erleben dürfen und wussten, das wird ein kurzweiliger Abend.

Die kulinarischen Highlights kamen von Kochfreund Roger Ullrich, der im Vorfeld die Weinliste mit sehr genauen Weinbeschreibungen bekommen und für jeden Wein passende Löffelhäppchen und kleine Tellergerichte gezaubert hatte.

Nach einer Begrüßung der Vereinsmitglieder und zahlreichen Gäste durch Vorstand Hendrik Ruitenberg wurde es zunächst prickelnd im Glas durch einen Sparkling WHITE brut, Muskateller Frizzante vom Weingut Donabaum „Strawanzer“.

Sophie hatte eine sehr informative Präsentation über die Wachau, ihre Böden, geographischen Besonderheiten, Sehenswürdigkeiten und Winzer vorbereitet, die sie mit Witz und Charme vortrug. Zufälligerweise kamen die Weine alle aus ihrem Heimatort – über eine weitere Wachauprobe „alles, außer dem Ort Spitz“ wird bereits nachgedacht.

In der Wachau, einem der kleinsten Anbaugebiete Österreichs, gibt es keine Anreicherung der Weine und Handlese ist Pflicht. Es wird vorwiegend Weißwein angebaut, Leitrebsorten sind Grüner Veltliner und Riesling, dazu kommen die Burgunder- und Aromarebsorten. Bedingt durch die Steillagen sind Terrassen angelegt und es gibt viele Trockenmauern. Kulinarische Pausen kann man im Heurigen bei kalten Speisen und im Buschenschank bei warmen Speisen genießen.

Das Besondere an der Wachau ist auch die Klassifizierung: Steinfeder für leichte, fruchtige Weine; Federspiel, für gehaltvollere Weine mit Alkoholwerten zwischen 11,5 bis 12,5 und Smaragd für die gehobenen ab 12,5 Alkohol.

Zum ersten Wein, einem kalmuck Pink Rosé 2022, servierte Roger einen Löffelbissen von Ziegenfrischkäse mit Speckchip und altem Balsamico. Roger ließ es sich nicht nehmen, jeden Gang persönlich anzusagen und zu erläutern, wie er ihn ausgewählt und zubereitet hatte. Dank vieler helfender Hände ging das Servieren und Abräumen flott und die Paarungen Wein und Speise steigerten sich von Gang zu Gang.

Zum Grünen Veltliner Federspiel vom Weingut Schöberl gab es geröstetes Graubrot mit einem Pesto von Kürbiskernöl – ein Gedicht, wie die Teilnehmenden einvernehmlich feststellten.

Gelber Muscateller ergänzte aufs Vortrefflichste die frisch-fruchtigen Aromen des Kürbis-Orangensüppchens mit Ingwer und Nussbutterschaum.

Das Saiblingsfilet auf karamellisiertem Fenchelgemüse wurde von einem Riesling und einem Grauburgunder begleitet, während der Hausgemachte Semmelknödel mit Morchelrahm gut zu Neuburger Smaragd und Weißburgunder Smaragd passte.

Neuburger ist eine Rebsorte, die es fast ausschließlich in der Wachau gibt und die eine natürliche Kreuzung aus Rotem Veltliner und Sylvaner ist, wahrscheinlich auch dort entstanden.

Das Schnitzelchen vom Kalbsfilet an schlotzigem Kartoffelsalat mit Salatgurke präsentierte sich mit einem Grünen Veltliner Smaragd.

Zum einzigen Rotwein schließlich servierte Roger als Gruß aus der Küche – der für gewöhnlich am Anfang eines Menüs steht – eine Schokomousse aus Valrhona Schokolade auf einem Löffelchen. Valrhona, im Rhônetal beheimatet, ist laut aller Profiköche die beste Schokolade der Welt. Kann man bestätigen.

Bemerkenswert ist, dass das Glöckchen trotz fortschreitenden Abends nur als Signal diente, dass Sophie jetzt weiterzusprechen gedachte. Die Aufmerksamkeit der Zuhörerinnen und Zuhörer ließ nie nach und der Geräuschpegel blieb moderat.

Und last but not least – was wäre die Wachau ohne die Marillen, denn auch diese werden dort angebaut und zu allerlei Leckerem verarbeitet. Zu einem Röllchen vom Palatschinken (kleiner Pfannkuchen) mit Marillenmarmelade, hausgemacht von Sophies Mutter, gab es natürlich zwei verschiedene Marillenschnäpse zur Auswahl, einen gereifteren, weichen und einen sehr jungen knackigen. Es ist nicht mehr genau festzustellen, wer im Publikum auf die Idee kam, den Refrain des Mariandl Liedes (aus dem Wachauer Landl) anzustimmen – Sophie verblüffte die Zuhörer mit einer astrein ton- und textsicher vorgetragenen Darbietung des Liedes – den Refrain sang das Publikum lauthals mit.

Begeisterter Applaus und als Dankeschön für Sophie einen niederländischen Wein, für Roger einen der Wachauer Weine, beschlossen den Abend.

Auch das Aufräumen war in der Gemeinschaft schnell erledigt und man darf gespannt sein, welche Weinentdeckungen im nächsten Jahr auf die GenussSpechte warten.

Weitere Informationen über den Verein findet man unter www.genussspechte.de, die Webseite des Hochheimer Weinclub – die GenussSpechte e.V. – für alle Weingenießerinnen und Weingenießer – ob Profis oder ambitionierte Laien.

Die etwas andere MARKTWEINPROBE

GenussSpechte entdecken den Bremer Ratskeller

(HWG)

Manche Weinproben benötigen Jahre des Vorlaufs und der Vorbereitung. Die Idee für diese entstand 2016 bei einem Treffen der Gemeinschaft der Deutschsprachigen Weinbruderschaften (GDW), abends in der Weinbar, ein Ort wie geschaffen Geistesblitze. Genauer gesagt bei Gesprächen zwischen den Ruitenbergs und Karl-Josef Krötz, der „Herr der Weine von der Weser“, Ratskellermeister des Bremer Ratskellers. Er ist nun im (Un)-Ruhestand und hat sich die Zeit nehmen können, eine Weinprobe außerhalb des Ratskellers – das war die erste – durchzuführen.

Ein Wehrmutstropfen – als einzige zeitliche Möglichkeit stand der Freitag, 3.11. zur Verfügung. Alle Hochheimerinnen und Hochheimer wissen, was das bedeutet: Marktfreitag. Daher „Die etwas andere Marktweinprobe“.

Als Austragungsort bot sich das Hochheimer Weinbaumuseum an.

Um 15 Uhr trafen sich die Vorstände, Eheleute Hühn und Ruitenberg mit weiteren helfenden Händen für die Vorbereitung: Tische stellen, Beamer aufbauen und testen, Tische dekorieren, Gläser eindecken. Vereinsmitglied Rosel Zahn hatte ihren Garten geplündert und eine dekorative, festlich-herbstliche Deko gezaubert.

Zusätzlich zu den Museumsgläsern wollte Hendrik Ruitenberg für die hochwertigen Weine des Abends größere Gläser haben. Aufgrund des Marktgeschehens – die Winzer benötigen ihre Gläser selbst – ging er fremd und besorgte sie auf der „Ebsch Seit“ in Mainz Hechtsheim, da auch ein Wein von dort kam (dazu später mehr).

Pünktlich um 19:00 Uhr begrüßte Ruitenberg die anwesenden Vereinsmitglieder und zahlreichen Gäste. Als Ehrengäste anwesend waren Dirk und Petra Westedt mit einer Delegation von Gästen aus der Partnerstadt Kölleda, Wolfgang Narjes, Ehrenpräsident des GDW, Dr. Franz Werner Michel vom Domdechant Werner’schen Weingut in Hochheim sowie Marcus Clauß vom Weingut Zehe-Clauß in Mainz Hechtsheim (ja, die Gläser waren von dort).

Wolfgang Narjes ergriff das Wort, dankt für die Einladung und betonte die Grundidee des GDW – Förderung der Weinkultur sowie Austausch über Wein mit Weinbruderschaften und Vereinen anderer Abaugebiete. Die GenussSpechte hätten mit ihrem fulminanten Start – erst im Januar 2023 gegründet und schon fast 30 Mitglieder und ein Jahr voller interessanter Veranstaltungen – bewiesen, dass sie das Handwerk verstünden.

Der erste Wein war nicht aus dem Ratskellerbestand. Herr Krötz hatte Hendrik Ruitenberg gebeten, jeweils einen Spätburgunder und einen Silvaner aus der hiesigen Umgebung zur Vorbereitung des Gaumens auszuwählen. Der Spätburgunder kam aus dem Weingut Bott in Mainz-Kostheim, womit sich ein Kreis schließt, ist Bott doch der Kellermeister und Betriebsleiter des Domdechant Werner’schen Weinguts, seit über 30 Jahren, wie Dr. Michel betonte.

Karl-Josef Krötz ist Winzer von der Mosel mit Abschluss in Geisenheim und war von 1989 bis Januar 2023 Ratskellermeister im Bremer Ratskeller.

Während die von Hendrik Ruitenberg nach Vorgaben von Herrn Krötz angefertigte Bildpräsentation gezeigt wurde, erklärte dieser, was es mit dem Ratskeller auf sich hatte.

Bremen war bereits im Mittelalter ein wichtiger Umschlageplatz für Wein. 1342 wurde ein „Stadtweinkeller“ urkundlich erwähnt. Dieser zog 1405 in das Kellergewölbe des neu gebauten Ratshauses ein – das köstliche Fundament des Ratshauses wird er genannt. So manch ein Beschluss wurde seitdem nicht oben in den Rathaussälen, sondern eher in den unteren Etagen gefasst. Gerne wird auch mal ein Botschafter oder Politiker zur Auflockerung bei einem Glas Wein dort abgegeben, bevor es in Verhandlungen geht.

Bestrebungen mancher Bremer Weinimporteure, auch ausländische Weine in den Bestand aufzunehmen und den Ratskeller als Marketinginstrument zu nutzen, konnte Krötz erfolgreich konterkarieren und sogar 2004 die Aufnahme in das UNESCO Welterbe erreichen – als Weinarchiv für ausschließlich deutsche Weine. Über 1250 verschiedene Weine – vom Schoppenwein zum Spitzenerzeugnis – befinden sich dort, u.a. über 250 Trockenbeerenauslesen in der Schatzkammer sowie alte und sehr alte Jahrgänge. Im Apostelkeller liegen Weine aus dem 18. Jahrhundert! Ein Hochheimer von 1727, ein Johannisberger von 1783 sowie Rüdesheimer von 1748 bis 1784. Im Rosekeller liegt das berühmte Rosefass, in dem ein Rüdesheimer Wein von 1653 lagert.

Im Ratskeller werden Weinproben und Führungen angeboten und in den Räumen des Gastronomiebetriebs kann man typische Gerichte wie Labskaus, aber auch erlesene Menüs mit Weinbegleitung genießen sowie alle Arten von Feiern durchführen. Die Priölken (Bremer Wort), kleine Separees, wurden für so manches Geschäftsessen und Abschluss von Deals genutzt. Bremer Kaufleute üben sich im Understatement. Eines der Mottos könnte lauten „du sollst nicht protzen“. Sie sind daher eher geneigt, Sterneköche bei sich daheim kochen zu lassen, mit entsprechenden Zutaten und Weinen, als in einem Sternerestaurant gesehen zu werden.

Während der Verkostung [hier ist die Probenliste] von Großen Gewächsen (GG) aus Spätburgunder, Lemberger und einem Cuvée aus Cabernet und Merlot erklärte Krötz den aufmerksamen Probenteilnehmenden, wie er Weine auszuwählen pflegte: Er besuchte Winzer, Weinmessen und Gebietsverkostungen und ließ sich Weine, die ihm gefielen, nach Bremen schicken. Dort verkostete er sie erst gekühlt und ließ sie anschließend bei Zimmertemperatur stehen. Nur Weine, die nach dieser Standzeit noch genießbar waren, also weder flach noch fehltönig, hatten die Chance, in den Bestand aufgenommen zu werden.

Zur Vorbereitung des Gaumens auf die zu verkosteten Weißweine hatte Krötz um einen Silvaner gebeten und Ruitenbergs Wahl fiel auf den 2023 Blauer Silvaner Trocken, Edition MC, vom Weingut Zehe-Clauß in Mainz Hechtsheim. Marcus Clauß stellte den Wein selbst vor. Blauer Silvaner müsste eigentlich eher Roter Silvaner heißen, geht doch das Farbenspiel der Beeren bei der Reife ins Rötliche. Der Wein hat eine feine Frucht und dezente Säure und ist so beliebt bei den Kunden, dass die Anbaufläche im Weingut noch erweitert wird. Auch Herr Krötz war von diesem Wein sehr angetan.

Anschließend kam ein barriquegereiftes Silvaner GG aus Franken zur Verkostung, ein Riesling GG von der Nahe, einer Scheurebe, die auch GG-Qualität hat, einer 2015er Weißburgunder Auslese aus dem Barrique – vanilletönig und sehr extraktreich. Daran schloss sich ein Bremer Senatswein von der Mosel an, das feinherbe 2022er Erdener Treppchen. Bei der Senatslese muss mindestens ein Mitglied des Bremer Senats anwesend sein. Bei Erdarbeiten hat man an diesem Weinberg zwei römische Keltern gefunden, von 150 bzw. 300 Jahren nach Christus und zum Besichtigen hergerichtet. Zum Abschluss wurde es süß – eine Riesling Beerenauslese vom Bopparder Hamm, sowie die letzte Flasche (und mit einem winzigen Dosierer maßgeschneidert serviert, so dass jeder etwas im Glas hatte) eines 2006er Erdener Treppchen Riesling Beerenauslese, Bremer Ratskeller, Erden, Mosel-Saar-Ruwer, aus dem Privatbestand von Herrn Krötz.

Nach dem Schlusswort dankte Ruitenberg mit zwei Flaschen niederländischer Beerenauslese – ja, gibt es – und die Teilnehmenden mit einem langanhaltenden Applaus für diese lehrreiche Weinprobe mit echten Raritäten im Glas.