GenussSpechte on Tour an die hessische Bergstraße

Zweitägige GenussTour (von Susanne Ruitenberg)

Schorsch hatte schon lange vorgehabt, uns die hessische Bergstraße vorzustellen, vor allem, weil Gigi von da stammte. Im letzten Jahr hat er sich (endlich) getraut und uns eine wunderbare Genussreise zusammengestellt. Die Weine vom zweitkleinsten bestimmten Anbaugebiet Deutschlands sind einen Abstecher wert!

Für die Logistik bekam er Unterstützung durch den Vorstand und selbst die Nachbuchung der Warteliste hat noch geklappt.

Am Samstag, dem 10. Mai 2025 fanden sich 24 gutgelaunte GenussSpechte pünktlich am Weinprobierstand ein. Auch der Bus kam zur rechten Zeit, ein 30-Sitzer, wie gemacht für die Gruppengröße. Das  Gepäckfach wirkte großzügig. Bei der Hinreise war es nur mäßig gefüllt durch unser leichtes Gepäck – bei der Rückreise hatte der Bus etwas mehr zu tragen (davon erzähle ich später)

Nach einer angenehm kurzen und staufreien Fahrt erreichten wir überpünktlich – eher zu früh – das Weingut Hanno Rothweiler in Bensheim. Hanno selbst war im Urlaub, sein langjähriger Freund Ewald Hess empfing uns mit einem erfrischenden Glas Prickelndem in Pink.

Das Weingut bewirtschaftet rund 7 ha, fast alle Flächen sind gepachtet. Die Vermarktung erfolgt viel über Direktverkauf, dazu noch Lebensmitteleinzelhandel, vor allem Edeka in der Umgebung, ein Supermarkt bei Karlsruhe und viel Versand.

Auffallend an diesem Weingut sind die Wortspielereien, so heißt das Cuvée aus rotem und weißem Riesling „Gewinngemeinschaft“, der Shiraz Rosé läuft unter „Blush“, ein Grauburgunder macht mit „The Taste of Grey“ auf sich aufmerksam. Dazu gesellen sich äußerst witzige Graphiken, als Poster an der Wand und im Weinkatalog, mit allerlei Getier – so eine „Leseratte“ mit Rebschere und Schubkarren, der „Bärlot“ ist ein im Barriquekeller im Fass badender Bär mit Rotweinglas (und Quietsche-Entchen“ und der Tiger von Eschnapspur begleitet die Auswahl an Hochprozentigem.

Die Weinprobe mit Käseplatte führte Hess mit Witz und Wissen so kurzweilig durch, dass man kaum die Zeit vergehen spürte und am Ende lief sie uns fast ein wenig davon.

Wir probierten (Anmerkung, die Verkostungsnotizen sind subjektiv, da von Eurer Chronistin):

1. 2023 Cuvée aus rotem und weißen Riesling, fruchtig, sommerlich, ansprechend.

Lange hat man gerätselt, welches Farbspiel aus welchem mutiert ist, erläuterte Hess. Es ist jedoch so, dass in Feldern von weißem Riesling vereinzelt roter Riesling auftaucht, so dass offenbar der rote aus dem weißen mutiert ist. Roter Riesling hat eine rötliche Farbe in der Beerenhaut. Dieses Cuvée kam so zustande: Der weiße Riesling entpuppte sich nach der Gärung als durchgegoren bis zum Anschlag, die Hefe war offenbar sehr hungrig. Der rote Riesling präsentierte sich weicher, mit mehr Restzucker. Durch die Vermählung mit dem roten Riesling entstand ein ausbalancierter, ansprechender Wein.

2. 2024 Auxerrois

Frisch, rebsortentypisches Aroma und es blieb nicht aus, dass sofort jemand der Teilnehmenden rief „und wo ist der Spargel?“ – zur Erläuterung für alle, die den Reisebericht unserer Reise in die Niederlande nicht mehr auf dem Schirm haben: Dort probierten wir einige Auxerrois. Jedes Mal wurde uns wortreich erklärt, wie hervorragend diese Rebsorte zu Spargel passe. Nun fand die Reise in die Niederlande Ende August statt, weit weg von der Spargelsaison. Natürlich wurde es ein Running Gag auf der Reise, bei der bloßen Erwähnung dieser Rebsorte nach der Königin der Gemüse zu fragen, beinahe war es ein Wettbewerb, wer die Frage als erstes stellte. Nachdem wir Ewald Hess darüber aufgeklärt hatten, konnte es mit der Probe weitergehen.

Angesprochen auf den Klimawandel, erläuterte Hess, dass die Weine ab 2022 spürbar schlanker werden und weniger zuckerfreien Extrakt haben. Durch die Dürreperioden und Starkregen zum falschen Zeitpunkt werde das Weinmachen immer schwieriger. Vereinzelt werden Bewässerungsanlagen installiert; bei steilen Hängen muss man das Wasser teilweise im Tank hochfahren.

Der Ertrag in der Bergstraße bleibt unter der erlaubten Menge Hektoliter pro Hektar.

3. 2024 Gelber Muskateller

Wundervolles Aroma, jedoch trocken ausgebaut, animierend, schmeckt nach mehr.

4. Shiraz Rosé

Eine maulvoll, würde man bei uns in der Gegend sagen. Schöne Frucht, ohne ins Erdbeerige zu gehen, passt zu Barbecue, Aperitif und generell zum Sommer.

Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es sogar Shiraz an der Bergstraße, dann verschwand er von der Bildfläche. Hanno hat ihn wieder eingeführt.

5. 2022 Zinfandel

Weich, viel rote Frucht, sehr vollmundig.

Ursprünglich kam die Rebsorte aus Kroatien und hieß Crljenak Kaštelanski bzw. Tribidarg.

Die Italiener kennen ihn als Primitivo und diesen Namen haben sie schützen lassen. Wobei der Name nichts mit primitiv zu tun hat, sondern abgeleitet ist von Prima Tivo, als erster reifend.

Amerikaner haben einst Reben aus Österreich geordert, Zierfandler, jedoch gab es eine Verwechslung und so bekam der falsche Wein das falsche Etikett und der Name Zinfandel entstand. Witzigerweise werden in Amerika nun Zinfandel und Primitivo angeboten, obwohl die Rebsorten tatsächlich identisch sind.

Dieses Exemplar hat eine Maischegärung von 10-20 Tagen bei regelmäßiger Batonnage hinter sich.

6. Syrah Barrique

Dieser Wein lag ein Jahr in neuen Barriques, die Holznote ist perfekt eingebunden, den Wein kann man aber auch noch lange genießen. Syrah wird weltweit auf 200.000 ha angebaut. Er ist vermutlich ein Enkel oder Urenkel von Pinot Noir.

Am Ende der Weinprobe dankte Schorsch mit einem Wein aus dem Weingut Schäfer „nicht verwandt und nicht verschwägert“, aber natürlich mussten die Hochheimer Blumen auf dieser Reise von Schäfer kommen. Den Spruch hörten wir auf dieser Reise noch so manches Mal und ganz am Ende kam auch die Erklärung hierzu.

Um 12:15 Uhr fuhren wir weiter ins Viniversum Heppenheim und stärkten uns mit einem gut gefüllten Odenwälder Vesperteller mit Wurst, Käse, Radieschen, Butter und Brot.

Gestärkt widmeten wir uns nach kurzer Busfahrt dem nächsten Programmpunkt: Einer Führung durch die Rebveredelung Antes mit der Chefin Anja Antes-Breit. Viele von uns kennen Ferdi Staab in Hochheim, der nicht mehr aktiv ist, und wir haben sicher schon beim Spaziergang früher hinter dem Sportplatz die Felder mit den Jungrebenstecklingen im 6 cm Abstand gesehen.

Hier konnten wir gleich mehrere Bearbeitungsschritte live mit verfolgen.

Wer schon einmal im Weinbaumuseum war, hat sicher mit den toten Zweigen und der Schneidemaschine herumgespielt und sich am Omegaschnitt versucht – und die ausgestanzten Enden der Zweige ineinandergefriemelt wie zwei Puzzleteile.

Nachdem die Reblaus im vorvorigen Jahrhundert ihren Vernichtungsfeldzug beendet hatte, kam man auf die Idee, von den resistenten amerikanischen Reben (die keine wohlschmeckenden Weine hervorbringen), nur Stamm und Wurzeln als „Unterlagsrebe“ zu verwenden und die Edelreiser der erwünschten Rebsorten aufzupfropfen. Diese Stelle wird mit Paraffin umhüllt. Früher reichte ein Paraffin mit einem Schmelzpunkt von 50°C. Bedingt durch den Klimawandel genügt das nicht mehr, so dass jetzt mit Paraffinen aus südlicheren Gegenden sowie mit reflektierendem Paraffin experimentiert wird. Experimente können allerdings nur in Kleinstmengen stattfinden.

Auf dem Hof fielen Boxen mit dicken Zweigen auf (nein, keine Spargel, wie sofort jemand fragte, die wären arg holzig gewesen).

Der Ablauf ist wie folgt: Im Dezember und Januar werden die Edelreiser von den Stöcken geschnitten, ein Auge bleibt stehen. Die Unterlage wird behandelt, so dass sie nicht austreibt. Nach dem Verbinden und dem Paraffinieren kommen die Stecklinge zunächst ins Kühlhaus. Das hat 2°C, wie wir feststellen konnten. Zum Vortreiben kommen sie dann in Torf und in eine sehr warme Halle, aus der die Chronistin recht schnell wieder geflohen ist. Anschließend werden sie aus dem Torfboden herausgepult, gewässert und auf Feld eingeschult. Dazu kommt eine Folie auf den Boden, in die in regelmäßigen Abständen Löcher gestanzt werden. Heute mit Maschinen. Früher gab es dazu ein einfaches handbetriebenes Gerät, ähnlich einem Nudelrad, ein solches kann ebenfalls im Weinbaumuseum bewundert werden. Ausgeschult werden sie im November und warten dann im Kühlhaus auf ihren Versand, der von März bis Mai erfolgt.

Es darf auf keinen Fall etwas verwechselt werden. Fällt ein Eimer mit Stecklingen zu Boden, werden sie nicht mehr verwendet.

Momentan ist man bei einem PIWI-Anteil von 50%, besonders der Souvignier Gris ist sehr gefragt und hat den Riesling in der Nachfrage übertroffen.

Natürlich lief der Rundgang nicht trocken ab, wir hatten die Gelegenheit, eine Auswahl an Weinen, sogar einen alkoholfreien, der Geschmack hatte, zu probieren.

Nachdem wir uns von Anja Antes-Breit ebenfalls mit Hochheimer Blumen (von Schäfer, „nicht verwandt und nicht verschwägert“) verabschiedet hatten, trafen wir wieder im Viniversum Heppenheim ein zu einer PIWI-Weinprobe mit Reinhard Antes, Anjas Vater.

Die Bergsträßer Winzergenossenschaft wurde 1904 gegründet und erlebte in den 50er Jahren einen regelrechten Boom. Aktuell hat man Lagen an der hessischen Bergstraße sowie in Baden.

Die beeindruckende Vinothek wurde 2014 in Betrieb genommen.

Zum Einstieg probierten wir zunächst keine PIWI, sondern einen Sekt aus Goldmuskateller. Bedingt durch den Klimawandel löst diese Rebsorte langsam den Muskateller ab für Sekt, denn er reift schneller und bringt weniger Mostgewicht mit, denn für die Sektherstellung darf der Wein nicht schon zu viel Stoff haben, wie wir alle wissen.

Der PIWI-Anteil an der Hessischen Bergstraße beträgt 7%, im Rheingau zum Vergleich liegt er bei 0,5%.

Die erwünschten Resistenzgene sind auf den verschiedensten Chromosomen angesiedelt und man braucht endlos viele Kreuzungsversuche, bis man die gewünschten Eigenschaften in einem Nachkömmling vereint, (1 Million Kreuzungen für eine praxistaugliche Rebsorte), weshalb es rund 20 Jahre dauert, um eine neue Rebsorte zu entwickeln. Daher läuft auf neue Sorten ein Patentschutz und man zahlt eine Lizenzgebühr pro Steckling.

In Australien ist es bereits erlaubt, die gewünschten Gene mittels Genschere (crispr) zu extrahieren und auf andere Chromosomen umzusiedeln, was eine erhebliche Zeitersparnis bedeutet.

Die Weinprobe umfasste:

1. 2022er Regent

Die Rebsorte stammt bereits aus den 90er Jahren, aus der 3. PIWI- Generation – kam allerdings unglücklich zum Ende des Rotweinbooms auf den Markt, so dass er sich nie richtig durchsetzen konnte. Inzwischen gibt es bereits Nachkommen von dieser Rebsorte.

Regent passt hervorragend zu Wildgerichten.

2. 2022er wine4future, ein Rotweincuvée aus Carillon, Calardis royale, Cabernet Cortis, im Eichenfass gereift.

3. Souvignier Gris Orange

Erster Versuch eines Orange-Weins. Fehlerfrei, allerdings noch etwas verhalten; die Anlage ist noch jung. Mit etwas älterer Anlage und noch etwas längerer Maischegärung wird das sicher ein spannender Wein. Er wurde in neuem Holz gelagert.

Souvignier Gris ist derzeit eine sehr beliebte Rebsorte. Sie ist robust, vor allem in der Beerenhaut, daher weniger anfällig für Kirschessigfliegen. Vor allem bleibt sie stabil am Stock hängen und ist daher auch für Eiswein geeignet. Bei Riesling hat man zunehmend das Problem, dass er lange vor dem Frost abfällt und nur noch aus der Plastikhülle herausgeklaubt werden kann.

4. 2022er Souvignier Gris Spätlese trocken

Der Name entstand beim Kaffeetrinken, jemand in Freiburg hatte die Idee, sie „Souvenir von Freiburg“ zu nennen.

Die Trockentoleranz bei PIWIs steuert man übrigens über die Auswahl der Unterlagsrebe.

5. 2023er Muscaris Auslese

Man ahnt es: der Muscaris ist die PIWI-Variante des Muscatellers. Die Rebsorte ist sehr gelungen und diese Auslese war es auch. Leider war, denn sie ist nicht mehr zu bekommen (bzw. nur Restflaschen im Archiv, wenn man artig bitte bitte sagt).

6 2022er Heppenheimer Stemmler Souvignier Gris Eiswein

Orangenschale auf Rosine, so war mein erster Eindruck. Die Eisweine aus dem SG sind nicht vergleichbar mit Riesling, sie haben eine ganz eigene Aromatik. Mir gefällt sie.

Man ahnt es – auch diese Weinprobe ging leider zu Ende, es gab Hochheimer Blumen („nicht verwand und nicht verschwägert“) und wir fuhren ins Hotel Poststuben in Bensheim, verabschiedeten unseren Busfahrer. Der Bus hatte die ersten Weinkartons in seinem Kellergewölbe. Nach Einchecken und Frischmachen freuten wir uns auf das Abendessen: Gemischter Salat mit Croûtons (die fehlten, dazu später mehr), als Hauptspeise entweder Winzersteak mit Röstzwiebeln und Bratkartoffeln oder Hecht auf Ratatouille mit Reis und Kokossauce (mediterran – asiatisch??) und Panna Cotta mit Beeren.

Am Ende gab es einen kleinen Schreckmoment, als die Bedienungen die Menüs kassieren wollten. Es gab wohl eine Miskommunikation. Wir hatten eine Rechnung erwartet, die nie kam. Das Hotel war der Meinung, wir würden vor Ort zahlen. Hendrik konnte das durch ein Telefonat mit der Besitzerin und einer nächtlichen Mail klären: wir zahlen per Überweisung und jeder musste nur seine Getränke zahlen.

Wir erinnern uns an die vergessenen Croûtons: Schlagfertig machte Sieglinde die Bedienungen darauf aufmerksam und befand, das sei doch einen Digestiv aufs Haus wert – sie hatte Erfolg und wir durften uns alle an einem Kirschlikör erfreuen.

Damit endete Tag eins an der Bergstraße.

Am nächsten Tag erschienen viele bereits um 8:00 Uhr zum Frühstück, obwohl der Start erst für 10:00 Uhr geplant war. Wenn man schon mal ein leckeres Büffet hat – davon muss man doch ausgiebig profitieren! Und lecker war es in der Tat, knusprige Brötchen, Rühreier, gekochte Eier, Wurst- Schinken – Käseauswahl, Müsli, Obst, Joghurt, und und und. Einzig der Kaffee hätte gerne etwas stärker sein dürfen, aber wenigstens geizten sie nicht und man bekam nachgeliefert.

Nach einer kurzen Fahrt trafen wir uns mit Winzermeisterin und Tausendsassa Christa Guth. Sie war in den 80ern Gebietsweinkönigin der hessischen Bergstraße und hat sich selbständig gemacht für Weinproben, Weinlagenwanderungen, Weinevents aller Art, arbeitet außerdem als Weinberaterin und Sommelière bei Edeka Bensheim.

Ihr Ehemann Gerald war auch mit von der Partie und die T-Shirts mit „CG Wein“ passen sowohl als Initialen für Christa Guth als auch für Christa und Gerald. Gerald hatte den Wein, die Gläser und das Wasser (und Hendrik schummelte etwas für später in den Kofferraum, damit er es nicht schleppen musste. Ihr könnt Euch sicher denken, was das war.)

Es ging vorbei an mehreren Monopollagen der Staatsdomaine und Hauptattraktion dieser kleinen Lagenwanderung war das Fürstenlager Bensheim-Auerbach aus dem späten 18. Jahrhundert, die Sommerresidenz des Hauses Hessen-Darmstadt. Hier traf man sich im Sommer mit sämtlichen Cousins und Cousinen, es gab eigene Schlösser für die kleinen Prinzen und die kleinen Prinzessinnen.

Die Residenz liegt in einer wunderschönen Parkanlage, die sich vortrefflich für kulturelle Veranstaltungen aller Art eignet. Insbesondere von dem kleinen Tempelchen, das ein wenig aussieht wie das vom Neroberg in klein, hat man eine vortreffliche Akustik und Sänger, besonders Opernsänger, können von hier das gesamte Tal beschallen. Der Park ist eintrittsfrei für jeden zugänglich.

Am 1. Mai findet hier immer die große Weinlagenwanderung statt, organisiert von den Jungwinzern, die inzwischen allerdings nicht mehr jung sind. Namen wie „Generation Riesling“ oder Ähnliche sind laut Christa in dieser Hinsicht praktischer. Anfangs waren es ein paar hundert Menschen, und man hatte dennoch zu wenig von allem. Im nächsten Jahr plante man vorsichtshalber mit tausend Wanderfreudigen, es waren fast 2000. Inzwischen sind es um die 40.000.

An jedem Haltepunkt gab es Weine aus den umliegenden Lagen von verschiedenen Winzern. Christa Guth hat ein immenses Wissen und eine mitreißende Begeisterung und es gibt keine Frage, die sie nicht beantworten könnte.

Besonders schön gefiel uns dieser Aussichtsplatz mit den Sitzbänken und der Linde, so dass der Spaziergang etwas kürzer und die Verweildauer an diesem wunderbaren Ort länger als geplant ausfielen. Der Ausblick auf das ganze Tal, im frühlingshaften frischen Grün, ist eine Erholung für das Auge und die Seele.

Am Ende der Tour beim Abschied holte Hendrik die eingeschmuggelte Flasche Hochheimer Blumen wieder aus dem Auto und nach der Abschiedszeremonie („nicht verwandt und nicht verschwägert …“) machten wir uns auf nach Groß-Umstadt.

Wir kamen wieder etwas zu früh an. Das war sehr gut für die italienische Eisdiele ca. 100 Meter die Straße rauf. Erstens konnte man da die Örtlichkeiten aufsuchen (da war ja der Kaffee am Morgen und dann der Wein und das Wasser …) und außerdem passt ein kleines Eis immer in die Ritzen, auch, wenn man eigentlich zum Mittagessen verplant ist.

Gegen 14:00 Uhr enterten wir die Odenwälder Winzergenossenschaft Vinum Autmundis und Jana Petermann-Rappel nahm uns in Empfang für eine Weinprobe mit Mittagessen, vom Caterer „Herz und Hopfen Gastro GmbH“ – bei der Buchung hatte er noch einen anderen Namen, aber Namen sind zweitranging, wenn das Essen gut ist.

Beim Tisch fehlten die 4 nachgebuchten Plätze, während das Essen korrekt für 24 Personen angerichtet war. Die GenussSpechte sind zum Glück unkompliziert und sofort packten einige mit an, um den Tisch zu verlängern.

Als ersten Gang gab es einen Salat mit grünem Spargel (endlich!) Und Beeren. Dazu servierte uns Jana im linken Glas einen Perlwein, der aus verschiedenen weißen Rebsorten hergestellt wird. Welche und wie die Anteile sind, ist das Geheimnis des Kellermeisters und nicht einmal der Vorstand der Winzergenossenschaft, der Jana angehört (als erste und einzige Frau), ist eingeweiht. Da der Begriff Prosecco geschützt ist, kam man für diesen Wein auf den witzigen Namen „SZischt“.

Die Genossenschaft wurde 1959 von 8 Männern gegründet. Heute sind es um die 90 Mitglieder, viele davon im Nebenerwerb und mit kleinen Flächen, insgesamt hat man 75 ha. Die Kontrolle sowohl über das Jahr als auch bei der Anlieferung der Reben ist streng, nur so könne man eine gute Qualität gewährleisten.

Groß-Umstadt ist eine Weininsel von ca. 100 ha., davon 25% Bio und 75% konventionell. Auch neue Rebsorten sind hier im Anbau. Groß-Umstadt wurde dem bestimmten Anbaugebiet hessische Bergstraße zugeordnet, obwohl Franken räumlich näher liegt.

Im rechten Glas gab es einen grünen Silvaner halbtrocken und beide Weine passten sehr gut zu dem Salatdressing. Food-Pairing mit Salat und Wein ist durch den Essig nicht einfach, hier war es sehr gelungen.

Der Hauptgang bestand aus Hähnchengeschnetzelten mit einer cremigen, lecker gewürzten Sauce und, getrennt davon, Pilzen in Rahmsauce, dazu Reis, dieser perfekt körnig, was nicht jeder so hinbekommt. Aufgrund der Umfirmierung des Caterers konnte kein Bedienpersonal gestellt werden, aber erstens ist Selbstbedienung nicht verkehrt, so konnte man ausprobieren, ob die Saucen getrennt oder gemischt besser schmecken, und zweitens hätte das eher Unruhe hineingebracht und von der Weinprobe abgelenkt. Beim Einschenken halfen spontan manche von uns einfach mit. Ich sagte ja, unkompliziert und stets hilfsbereit und deshalb macht es Eurer Chronistin viel Spaß, mit Euch zu reisen.

Zum Hauptgang hatten wir im linken Glas einen Cabernet Blanc (bio) und im rechten einen Grauburgunder trocken, beide aus der Lage Umstädter Herrnberg. Jana erläuterte uns, dass sie versucht hatte, zu jedem Gang einen Wein auszuwählen, der als Erstes in den Sinn komme und einen, an den man nicht gleich auf dem Radar habe. Grauer Burgunder zu Cremesauße, das hätte jeder sofort angekreuzt. Der Cabernet Blanc, der in seiner Aromatik in Richtung Sauvignon Blanc geht, passte anders, aber nicht weniger gut.

Die Nachspeise bestand aus einer feinen Käse-Oliven Variation mit Feigensenf und Grissini, im Glas fix und fertig im Kühlschrank. Dazu reichte Jana uns eine Umstädter Herrnberg Gewürztraminer lieblich und einen Umstädter Stachelberg Weißer Burgunder Lieblich. Beides hervorragende Weine, beide passten sehr gut, hier entschied eher der persönliche Geschmack der Teilnehmenden über die Präferenz. Das Schöne an Menüs mit zwei Weinen pro Gang ist gerade, dass man experimentieren kann – wie schmeckt der Wein, wenn man ihn zunächst „einfach so“ probiert, wie verändert sich das Empfinden, wenn man zuvor von dem Essen genommen hat, wie verhält es sich, wenn man beides gleichzeitig in den Mund nimmt.

Jana schien von uns sehr angetan gewesen zu sein, sie lobte unsere Aufmerksamkeit, die interessierten Fragen und die Mithilfe. Wenn sie uns nicht gebremst hätte, hätten wir noch den Tisch am Ende abgeräumt, wie bei unseren eigenen Proben.

Auch hier verabschiedeten wir uns mit Applaus und Hochheimer Blumen und enterten zunächst die Vinothek.

Pünktlich traten wir die Rückfahrt an, nicht, ohne uns bei unserem Busfahrer für den guten Service mit einem Obolus und einer eigenen Flasche Schäfer-Wein zu bedanken.

Auf der Rückfahrt gab es noch Schlussworte von Schorsch, der froh war, wie toll alles geklappt hatte, und dass wir so viel Spaß und Genuss in Gigis Heimat hatten, es war, als wäre sie dabei gewesen (war sie auch für alle, die sie kannten). Außerdem erklärte er uns, warum er bei jedem Wein „nicht verwandt und nicht verschwägert“ betont hatte – das ist aus seiner Zeit als Richter. Wird ein Zeuge oder eine Zeugin befragt, so muss man sicherstellen, dass die Person nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem Angeklagten sind.

Für Schorsch hatte Hendrik noch eine kleine Überraschung – einen RGG, natürlich auch von Schäfer, als Dank für Idee und Orga.

Die Nachprobe mit Fotoshow ist auch gesichert, fotografiert wurde rechts und links und überall und wir haben genug Wein eingekauft.

Pünktlich, genau zum avisierten Zeitpunkt, erreichten wir den Weinprobierstand, entluden Gepäck und Weinkisten und sortierten und. Die meisten fuhren nur schnell Auto, Gepäck und Wein heim und kamen mit dem Fahrrad zurück, so dass es noch einen gemütlichen Ausklang mit Weinen von Peter Flick gab.